Grammatik
der
grönländischen sprache
mit theilweisem einschluss des Labradordialects
von
S. Kleinschmidt.
Berlin, 1851.
Druck und Verlag von G. Reimer.
Inhalt: §. 1–67.
Einleitung. | ||
Erster abschnitt. Schrift und aussprache. | seite | |
§. 1. | Consonanten. | 1 |
§. 2. | Vocale. | 2 |
§. 3. | Währung der vocale. | 3 |
§. 4. | Alphabet. | 4 |
§. 5. | Sylbentheilung und Sylbenausgänge. | 5 |
§. 6. | Consonantverbindungen. | 5 |
§. 7. | Lautwechsel (vertauschung). | 6 |
§. 8. | Gewicht der sylben. | 7 |
§. 9. | Wortton. | 8 |
Zweiter abschnitt. Bestandtheile der sprache. | ||
§. 10. | Wurzeln und stämme. | 9 |
§. 11. | Urstämme und anhangsstämme. | 10 |
§. 12. | Nennwörter und verbalstämme. | 11 |
§. 13. | Redetheile. | 11 |
Erster haupttheil. Formenlehre. | ||
§. 14–19. Vom bereich der formen im allgemeinen. | 13 | |
Erster abschnitt. Formen der deutewörter. | ||
§. 20. | Deutewurzeln. | 21 |
§. 21. | Zusammengesetzte deutewörter. | 21 |
§. 22. | Fragendes deutewort. | 22 |
§. 23. | Persönliche deutewörter. | 22 |
§. 24. | Formen derselben. | 23 |
§. 25. | Persönliche fragewörter. | 23 |
Zweiter abschnitt. Formen der nennwörter. | ||
A, 1. Zahlformen. | ||
§. 26. | Endungen der stammform. | 24 |
§. 27. | Allgemeine zahlformbildung. | 24 |
§. 28. | Zahlformen der ersten classe. | 25 |
§. 29. | Abweichende wörter der ersten classe. | 26 |
§. 30. | Zahlformen der zweiten classe. | 26 |
VIII §. 31. | Zahlformen der dritten classe. | 27 |
§. 32. | Dialectische verschiedenheiten. | 29 |
A, 2. Suffixe. | ||
§. 33. | a- und e-suffixe (grundregel). | 29 |
§. 34. | Einfache suffixe. | 30 |
§. 35. | Erweiterte suffixe. | 30 |
§. 36. | Anhängeregeln. | 31 |
§. 37. | Abweichungen (vocalwechsel). | 33 |
A, 3. Appositionen. | ||
§. 38. | Casus der stämme. | 34 |
§. 39. | Casus der suffixe. | 35 |
§. 40. | tut- (an nenn- und deutewörtern). | 36 |
§. 41. | Aneinanderhängung der appositionen. | 36 |
B, 1. Zahlwörter. | ||
§. 42. | Zählweise, und zahlwörter bis 20. | 37 |
§. 43. | Zahlen für mehrfache mehrheit. | 38 |
§. 44. | Zahlwörter mit suffixen u. appositionen. | 38 |
§. 45. | Zahlwörter über 20. | 39 |
B, 2. Ortswörter. | ||
§. 46. | Regelmässige —. | 46 |
§. 47. | Abweichende —. | 47 |
B, 3. Personwörter. | ||
§. 48. | Eigentliche — (ich, du). | 42 |
§. 49. | Uneigentliche —. | 43 |
§. 50. | B, 4. Deutewörter mit suffixen. | 45 |
Dritter abschnitt. Formen der redewörter. | ||
A, 1. Modusbildung. | ||
§. 51. | Charakter. | 46 |
§. 52. | Moduszeichen. | 47 |
A, 2. Personzeichen. | ||
§. 53. | Indic., Interrog., Optat., Infin., Nominalpart. | 49 |
§. 54. | Conjunctiv und Subjunctiv. | 50 |
A, 3. Suffixe. | ||
§. 55. | Nennwortsuffixe der 3ten pers. (auch zusammengesetzte). | 51 |
§. 56. | Andere suffixe der 3ten pers. | 51 |
§. 57. | Suffixe der 2ten u. 1sten pers. | 52 |
§. 58. | A, 4. Abweichende formen. | 53 |
§. 59. 60 | B. 1. Transitive u. intransitive redewörter. | 54 |
§. 61. | B, 2. Verneinende redewörter. | 56 |
Vierter abschnitt. Partikeln. | ||
§. 62. | Allgemeines, und eintheilung. | 58 |
§. 63. | Anhangspartikeln. | 58 |
IX §. 64. | Zeitpartikeln. | 60 |
§. 65. | Sonstige adverbien. | 61 |
§. 66. | Verhältnisswörter. | 62 |
§. 67. | Partikelartige ausrufe. | 63 |
Einleitung.
Erster abschnitt. Schrift und aussprache.
1. Die laute und deren bezeichnung.
§. 1
Die grönländische sprache hat folgende laute: 1) drei Vocale: a, i, u; s. §. 2. — 2) vier harte consonanten: einen kehllaut, einen gaumlaut, einen lippenlaut und einen zungenlaut, und zu jedem derselben einen weichen und einen nasalen (nasenlaut), wie folgt:
kehllaute | gaumlaute | lippenlaute | zungenlaute | |
---|---|---|---|---|
harte: | ĸ (ka) | k (ke) | p | t |
weiche: | r | g | v | s |
nasale: | rng | ng (eng) | m | n |
Von diesen sind die gaum-, lippen- und zungenlaute dieselben, die auch bei uns durch dieselben buchstaben bezeichnet werden, nur v — was dem deutschen w entspricht, wird nicht mit hülfe der zähne, sondern allein durch die lippen gebildet; — ĸ, welches sich von k im wesentlichen dadurch unterscheidet, dass es — als kehllaut — tiefer im munde gebildet wird, klingt nach einem langen oder scharfen oder betonten vocal fast wie rk, und vor oder nach i (e), mit welchem, als dem schwächsten vocal, dieser stärkste consonant sich am wenigsten verträgt, und daher besonders vor i nur mit anstrengung ausgesprochen werden kann, glaubt man gleichzeitig mit demselben ein r zu hören; auch vor u, besonders am anfang eines worts, klingt es rauher als vor a; — r ist unserm r zwar ähnlich, doch nicht gleich, da es nicht, wie jenes, ein zungenlaut, sondern ein kehllaut ist, — namentlich hat es nicht den schnarrenden ton des unsrigen; — rng ist dem ng so ähnlich, dass ein Europäer es fast nur durch den tieferen laut des davor stehenden vocals von jenem zu unterscheiden vermag — (dieser buchstabe kann übrigens entbehrt werden, s. §. 5. anm.). — Ferner giebt es 3) noch vier weiche consonanten, nämlich einen kehllaut: ṙ, ähnlich einem tief in der kehle gesprochenen ch, wie es u. a. die Schweizer haben — (vielleicht ein zusammengezogenes rg, vgl. §. 31. gek, u. §. 63, 8), — und drei zungenlaute: ss (esch), l, j. ss entspricht dem deutschen sch, ist jedoch bedeutend weicher; nach vocalen oder v glaubt man zuweilen zu 2 anfang desselben ein (deutsches, d. i. zungen-) r zu hören; — l u. j sind unserm l u. j gleich.* — Dann haben 4) die weichen consonanten als solche wieder drei lautabstufungen: die mittlere stufe ist, wenn sie zwischen zwei vocalen stehen, wo der laut der vorhin beschriebene ist; — geschwächt wird derselbe, wenn sie einen vocal vor, und einen consonanten nach sich haben, in welchem fall man sie kaum hört; zugleich nähert sich der laut in etwas dem harten, wenn der folgende consonant ein harter ist, namentlich klingen dann r, g u. v in den härteren dialecten wie ein halbverschlucktes ĸ, k od. p; — und geschärft werden sie, wenn sie einen consonanten vor, und einen vocal nach sich haben: dann klingt g wie ch (in „ich, buch“), v wie f (durch die lippen gebildet), l wie ein zusammengezogenes dl (etwa wie wenn man statt ad-ler: a-dler sagt), s wie unser scharfes s (sz), und ss beinahe wie sch; — aus r wird hier immer ṙ. Für das so geschärfte v ist hier überall f geschrieben, und für das geschärfte l: dl; bei den übrigen ist der durch die schärfung bewirkte unterschied nicht so bedeutend, dass er einer besonderen bezeichnung bedürfte. — Mit einem hauch — h — fangen einige zurufe an, sonst aber kommt ein solcher nicht vor.
* Ausser diesen giebt es noch einen kehllaut, tiefer als ĸ, den man erforderlichen falls q schreiben könnte. Es ist dieser aber für ein europäisches ohr schwer von ĸ zu unterscheiden; selbst von den Grönländern scheinen beide nicht mehr recht unterschieden zu werden. Darum, und weil — etwa mit ausnahme von ĸau (tag) und ĸauk (stirne), welches letztere wort den tieferen laut hat (also qauk) — wol kaum zwei wörter sein mögen, die sich nur in diesen beiden consonanten von einander unterscheiden, und somit verwechselung eines worts mit einem andern deshalb nicht zu befürchten steht: so sind hier beide kehllaute (ĸ und q) durch ĸ bezeichnet. — Ob etwa ṙ zu q gehören sollte, wie r zu ĸ?
§. 2
Die vocale haben 1) je zwei hauptabstufungen: einen hellen, hohen, und einen tiefen oder dunkeln laut. Der reine (normale) laut des a ist der tiefe, und der des i u. u der hohe, also ist die mögliche veränderung beim a hebung, und beim i u. u senkung des lauts. Senkung, die also namentlich das i u. u trifft, findet statt, wenn entweder das wort mit einem vocal schliesst, oder ein ĸ-laut darauf folgt: in diesen beiden fällen ist im folgenden immer (ausser in der endung ai) e für i, und o für u geschrieben, — auch vor vĸ, denn ein dazwischen stehendes v hindert den einfluss des ĸ nicht; — der laut ist dann unserm tiefsten e und o (z. b. in „kern, horn“) gleich. Ausserdem wird auch einige senkung bewirkt durch ein vorstehendes ĸ, und durch die dehnung (§. 3), daher ĸi u. ĸu fast wie ĸe u. ĸo, und î u. û etwa wie ei (nicht ai) und ou lauten. Hebung (des a) wird bewirkt durch einen nachfolgenden t- oder k-laut, und ist am stärksten, wenn der vocal 3 zugleich scharf oder betont ist (§. 3. 9.), oder auch, wenn beides vor und nach demselben ein t- oder k-laut steht: a klingt dann ziemlich wie ä, oder, im fall es zugleich lang ist (â, ã), wie ein zusammengezogenes aä, und das scharfe a (á, ã) vor s — auch a vor ts — beinahe wie aj. Es ändert wenig, wenn etwa auf das a erst ein v folgt, dagegen aber wird durch ein vor dem vocal stehendes ĸ überall die wirkung des nachfolgenden t- oder k-lauts grösstentheils wieder aufgehoben.
Überhaupt sind alle, auch die feineren abstufungen des vocallauts durch die umgebungen des vocals bedingt, und ergeben sich daher bei richtiger aussprache der consonanten von selbst. Wollte man z. b. in nagsagaĸ (mitgebrachtes) das 1ste u. 2te a so rein haben, als das 3te, so müsste man die beiden g wenigstens wie ch aussprechen, und wenn man in nunat (länder) das a rein ausspräche, so würde ein Grönländer nunart zu hören glauben. i und u vor einem k-laut rein auszusprechen, gränzt an unmöglichkeit.
Ausserdem hat 2) das u (und o) im südgrönl. dialect eine art umlaut, indem es nämlich in gewissen anhängseln regelmässig in ein unreines i (e) verwandelt wird, sobald der vocal der vorhergehenden und folgenden sylbe a oder i (e) ist. Auch in den endsylben einiger stämme findet dasselbe statt. u zwischen s und j klingt immer wie ü.
§. 3
Ferner sind die vocale kurz oder lang, stumpf oder scharf, wie z. b. das a in folgenden vier deutschen wörtern: daselbst (kurz u. stumpf), wasser (kurz u. scharf), nase (lang u. stumpf), maasse (lang u. scharf). Um diese vier verschiedenen grade zu unterscheiden, sind im gegenwärtigen folgende 3, über die vocale gesetzte zeichen angewendet: -́ kurz u. scharf, -̃ lang u. scharf, -̂ lang u. stumpf. Lange vocale entstehen durch zusammenziehung aus zwei (oder mehreren) kurzen, und scharf wird ein vocal durch einen die sylbe schliessenden consonanten, daher sind die vocale in geschlossenen sylben (§. 8) immer scharf, und die doppelvocale — ai, ae, au, ao — immer lang; die obige bezeichnung trifft also nur scharfe vocale in offenen sylben, und lange, die nicht sichtlich doppelt sind. Erstere entstehen grösstentheils entweder durch wegfallen eines nachfolgenden wurzelconsonanten, oder auch dadurch, dass an einen stumpfen vocal ein anhang kommt, der einen scharfen vocal vor sich erfordert, dergleichen es einige giebt — (solchen ist hier immer das schärfungszeichen vorgesetzt, z. b. -́nguaĸ, §. 29); in einzelnen fällen wol auch durch andere ursachen. Übrigens hat die schärfung des vocals einer offenen sylbe hier überall dieselbe wirkung, als bei uns, nämlich dass man den folgenden consonanten wie doppelt hört, daher r, g und v, welche diese art verdoppelung nicht vertragen, keinen scharfen vocal (in offener sylbe) vor sich haben können.
4Anm. 1. Bei zusammenziehung zweier vocale werden auch die dem einen oder beiden etwa zukommenden zeichen zusammengezogen, also wird â aus aa, oder âa, oder ââ (denn länger als lang kann der vocal nicht werden); ã aus áa, oder aá, oder â-́; áu aus aú, oder aus au-́, oder aus áu-́ (bei doppelten vocalen kommt das zeichen auf den ersten); á aus a-́ etc. etc.
Anm. 2. In den doppelvocalen wird immer der zweite vocal sehr schwach ausgesprochen; am deutlichsten ist der doppellaut in ai, dagegen in ae und ao hört man fast durchgängig nur den ersten (als â).
§. 4
Die Europäer, von welchen die grönl. sprache in schrift gebracht ist, haben sich dazu von anfang an, wie auch hier geschehen, der lateinischen schriftzeichen bedient, aber nach verschiedenen grundsätzen, und zum theil ohne genügende klarheit über das eigenthümliche wesen der sprache zu haben. So kommt es, dass man bald einen laut auf zwei oder drei verschiedene weisen geschrieben, bald einen buchstaben für zwei oder drei verschiedene laute angewendet findet, nicht nur in verschiedenen büchern, sondern oft in ein und demselben buch. Es wird daher nicht überflüssig sein, die hier angewendeten buchstaben mit denjenigen zusammenzustellen, die je für denselben laut in den jetzt vorhandenen büchern vorkommen.
Für | a | findet sich | a, æ, ae, e, i. |
- | e | - - | e, æ, ae. |
- | i | - - | i, e, æ, ae. |
- | o | - - | o, u. |
- | u | - - | u, o. |
- | ĸ | - - | k, k’, kr. |
- | r | - - | r; und für rĸ: kk, kk’. |
- | ṙ | - - | ṙ, r, rh, ch. |
- | k | - - | k, g. |
- | g | - - | g; und für gp, gt, gs etc.: kp, kt, ks etc. |
- | ng | - - | ng. |
- | p | - - | p, b. |
- | v | - - | v, p, u. |
- | f (v nach cons.) | b, f, v; und für vf, gf, rf: vg, gv, rchv, kb, rb. | |
- | m | - - | m. |
- | t | - - | t; für ts zuweilen: z. |
- | s | - - | s, z. |
- | ss | - - | ss, s, rs, rss; (in Labr.: j, ts, ds). |
- | n | - - | n. |
- | l | - - | l. |
- | dl (l nach cons.) | l, dl; und für vdl und tdl: ll. | |
- | j | - - | j. |
Überdies ist regellose doppeltschreibung beides der consonanten und der vocale neben eben so regelloser anwendung der dehnungs- und schärfungszeichen (-̂, -́, -̃) ganz gewöhnlich.
2. Verbindung und veränderung der laute.
§. 5
Das grönländische organ liebt volle vocale, und einfache, aus einem consonanten und einem vocal bestehende sylben. Zusammengesetzte, d. h. mehr als einen consonanten enthaltende sylben müssen daher durchaus von der art sein, dass dadurch keine härte in der aussprache entsteht, und halbe oder hülfsvocale, wie sie bei uns häufig sind, z. b. in b‘rechen, g‘leich, ad‘ler etc., kommen hier gar nicht vor, sondern wo zwei consonanten beisammen stehen, da werden diese ganz zusammengezogen, was dann bei den weichen die §. 1, 5 erwähnte schwächung des ersten und schärfung des zweiten zur folge hat. Für die sylbentheilung ist regel, dass ein einfacher, zwischen zwei vocalen stehender consonant ohne ausnahme zum folgenden vocal gehört, eben so von zwei (oder drei) beisammenstehenden der letzte. Zwei consonanten am anfang einer sylbe oder auch am ende eines worts können nicht stattfinden. Ferner können von consonanten am anfang eines worts ausser den harten nur m, n und s stehen, am ende der wörter nur die harten, und am ende solcher sylben, die nicht endsylben sind, nur t, r, g, ng und v; s. §. 6. Ausnahmen hiervon finden sich nur in einigen schallnachahmenden provincialismen, so steht z. b. l am ende einer sylbe in ĸêrltôĸ, wilde ente, und ss am anfang eines worts in ssît (mehrheit), grünes oder nasses holz, was im feuer zischt.
Die harten consonanten am ende der wörter werden öfters gegen ihre verwandten nasenlaute vertauscht, wenn ein mit einem vocal anfangendes wort ohne pause drauf folgt, doch ist dies nicht durchgehende regel, sondern nur gewohnheit einzelner, besonders der weiber. In den wenigen fällen, wo es regelmässig statt findet, ist hier dennoch nur der harte consonant geschrieben, aber das wort durch einen bindestrich mit dem folgenden verbunden, z. b. ĸanoĸ-ípa (wie ist es?), s. v. a. ĸanorng ípa? Hierdurch wird die schreibung des rng überflüssig, denn dies ist der einzige fall, wo es allgemein vorkommt.
§. 6
Innerhalb der wörter kommen folgende consonantverbindungen vor:
1) allgemein:
ĸ- oder k-laut nachst. |
p-laut nachst. |
t-laut nachstehend. |
|
---|---|---|---|
ĸ-laut vorstehend: | rĸ, —, ṙṙ; | rp, rf, rm; | rt, rs, rss, rdl, rn. |
k-laut vorstehend: | —, gk, gg; | gp, gf, ngm; | gt, gs, gss, gdl, ngn. |
6 p-laut vorstehend: | vĸ1, vk, —; | —, vf, —; | vt, vs, vss, vdl, vn. |
t-laut vorstehend: | —, —, —; | —, —, —; | —, ts2, — tdl, —. |
2) als provincialismen: rts, gts, vg, vng3 und vrng1, für welche drei letzten andere dialecte durch versetzung gf, ngm und rm haben.
1. vĸ klingt beinahe wie rvĸ, und vrng wie rvng, daher auch der davorstehende vocal immer den tieferen laut hat (§. 2, 1).
2. In ts, wo der erste consonant hart ist, muss der zweite nachgeben, und verschwindet in manchen mundarten fürs gehör fast ganz.
3. Einen fall, in dem vng allgemein vorkommt, s. §. 63, 8. Ausserdem findet es sich, wie auch vg, in ein paar wörtern als allgemein oder wenigstens ziemlich allgemein gebräuchlich.
Wenn nun, wie bei den im grönl. sehr häufigen zusammensetzungen gar oft geschieht, zwei consonanten neben einander zu stehen kommen, die nach dem obigen nicht so beisammen stehen können, so wird am häufigsten der erste (harte) consonant in seinen verwandten weichen oder nasalen verwandelt, nämlich in denjenigen, welchen der zweite nach dem obigen vor sich haben kann; so wird z. b. ĸilangmut (in den himmel) aus ĸilak und mut, ĸernertoĸ (welcher schwarz ist) aus ĸerneĸ und toĸ, pavkit (schwanzfedern) durch zusammenziehung aus pap(i)kit, u. dgl.; wenn aber der erste consonant auch in erweichter gestalt nicht vor dem zweiten stehen kann, so wird entweder ein vocal eingeschoben: dies kommt nur in einigen fällen bei t vor, z. b. in oĸautigâ (er spricht davon) aus oĸaut und gâ; oder der erste consonant wird ganz abgeworfen: dies ist das gewöhnliche bei t, oder wenn ĸ vor k oder ng zu stehen kommt, oder wenn der anhang von der art ist, dass er keinen consonanten vor sich verträgt; so wird z. b. oĸáupâ (er ermahnt ihn) aus oĸaut und vâ, unatákit (schlag’ sie!) aus unatak und kit, nákalerpoĸ (es fängt an herunter zu fallen) aus nákaĸ und lerpoĸ, — dlerpoĸ darf es nicht sein, darum kann das k nicht als r stehen bleiben.
§. 7
Vertauschung der consonanten kommt vor in wortformen wie arĸa (sein name) für atĸa (s. §. 31), auch in einigen ableitungen, z. b. in kûk fliessendes wasser, ĸôĸ harn; ĸilak der himmel, ĸilâĸ die obere wölbung, und einigen andern; am häufigsten aber als dialectverschiedenheit, indem nämlich der eine dialect einen, der andere einen anderen consonanten in demselben wort hat. Namentlich wechseln so 1) verwandte consonanten verschiedener organe, z. b. der t- u. k-laut: igdlûk für igdlût (schleuder), pujortauk für pujortaut (tabakspfeife), ĸitórngaĸ für ĸitornaĸ (kind); — der p- u. t-laut: nivse für mivse (stockfisch), nagperpâ für magperpâ (er blättert es auf); — der p- u. k-laut: tulugaĸ für tuluvaĸ (rabe), sanagoĸ für sanavoĸ (er arbeitet), pigoĸ für pivoĸ 7 (er thut), u. dgl. m. Ein wechsel dieser art, der im Labradordialect ziemlich häufig vorkommt, ist die vertauschung des dl und ss gegen g oder r, z. b. in maṙṙuk für mardluk (zwei), ĸimeṙṙôrpâ für ĸimerdlôrpâ (er betrachtet es), aggaĸ für agssaĸ (finger), — auch mit versetzung: nagfâĸ für navssâĸ (gefundenes), igfit für ivdlit (du) u. a. m. — 2) consonanten eines organs, nämlich harte und weiche oder nasale; so hat z. b. der Labr.-dial. pivse für mivse (s. o.), sitamat für sisamat (vier), iterpoĸ für iserpoĸ er geht hinein, und überhaupt sehr häufig t für s; und der ostgrönl. dialect hat für gg u. ṙṙ durchgängig gk u. rĸ, z. b. nâgka für nagga (nein), sigkua für siggua (seine schnauze), marĸaĸ für maṙṙaĸ (lehm) u. dgl. Auch ṙ für ĸ kommt vor, z. b. oṙarpoĸ für oĸarpoĸ (er sagt), u. ähnl. — 3) Ein ganz eigenthümlicher wechsel, wo ein consonant gegen den mit dem nebenstehenden vocal verwandten consonanten, und dieser vocal gegen den mit jenem consonanten verwandten vocal vertauscht ist, findet sich u. a. in sujo (das vordere), in Labr. sivo; ujalo (sehne, flechse), labr. ivalo; ujajârpâ (er raubt es), labr. ivajârpâ; sujápâ (er bratet es), labr. sivápâ; sujanerpoĸ (es lautet), labr. sivanerpoĸ; — s. auch §. 131, anm. 13, wonach iv das ursprüngliche, und uj dagegen eingetauscht zu sein scheint. Sonst ist vocalwechsel selten; nur in einigen fällen haben die härteren dialecte a für i, s. §. 120, no. 21; u. §. 131, no. 100; — dagegen aber vertauschen einige auf e ausgehende stämme dieses e unter gewissen umständen regelmässig gegen a* — (s. u. a. §. 37, 1 u. §. 51), — und die stämme auf t nehmen als verlängernden hülfsvocal in einigen fällen i, in andern a an, wie am gehörigen ort erwähnt wird.
* Das end-e dieser stämme ist im folgenden überall als scharf — é — bezeichnet, um sie dadurch von andern stämmen auf e, die nicht diese eigenschaft haben, zu unterscheiden; sonst aber kann eigentlich ein am ende des worts stehender vocal nicht scharf sein.
3. Betonung der wörter.
§. 8
Eine sylbe ist schwerer als eine andere, wenn sie aus mehreren oder gewichtigeren bestandtheilen zusammengesetzt ist, und daher mehr zeit zur aussprache erfordert. Also ist eine geschlossene sylbe (die auf einen consonanten ausgeht) schwerer als eine offene (die auf einen vocal ausgeht), wenn übrigens der vocal in beiden von gleichem gewicht ist; ferner: eine sylbe mit scharfem vocal schwerer als eine mit stumpfem vocal von gleicher länge, eine mit langem vocal schwerer als eine mit kurzem vocal, eine doppelt (d. h. durch zwei consonanten) geschlossene schwerer als eine einfach (durch einen consonanten) geschlossene 8 etc. etc. Immer ist dabei ein kurzer stumpfer vocal zweien consonanten, ein langer stumpfer vocal zweien kurzen, und die schärfung des vocals einem consonanten gleich zu setzen. Der etwanige anfangsconsonant einer sylbe trägt zum gewicht derselben nichts bei.
§. 9
Neben diesem natürlichen gewicht der sylben besteht der ton des worts, nämlich diejenige hebung der stimme, durch welche das wort als ein ganzes für sich zusammengehalten und von andern getrennt wird. Dieser ist wieder zweierlei: hauptton, der, als der herrschende, das ganze wort zusammenhält, und gegenton, der in längeren wörtern dadurch entsteht, dass die von der haupttonstelle zu entfernten sylben einen näheren anhaltspunkt begehren, der aber selbst wieder in jenem seine stütze findet. Den hauptton hat jedes längere wort auf einer der drei vorletzten sylben, und zwar, wenn eine derselben schwerer ist, als die beiden andern, dann auf dieser, sonst auf der drittletzten. Nur wenn diese drei vorletzten sylben an sich leicht, dagegen aber von zwei schwereren eingeschlossen sind, vertheilt sich der ton auf diese beiden schwereren sylben, so z. b. in kajumíkaluaĸaoĸ (er verlangt zwar sehr), wo die beiden sylben mí und ĸaoĸ ziemlich gleich stark betont sind. Der schwächere gegenton ruht vorzugsweise auf der ersten (oder zweiten) und letzten sylbe des worts, doch nicht, wenn eine schwerere sylbe unmittelbar daneben steht; — viersylbige wörter haben dann durch zusammenfallen des anfangstons mit dem hauptton letzteren auf der ersten sylbe, wenn nicht eine der beiden folgenden schwerer ist (in drei- und zweisylbigen wörtern versteht es sich von selbst). Sehr lange wörter können auch auf drei und mehr stellen einen gegenton haben, so z. b. ánagtitsigínaussoĸángilaĸ (es giebt keinen, der erretten kann) auf der 1sten, 3ten, 5ten und letzten — (den hauptton hat die drittletzte: ĸá); dabei gilt als regel nur 1) dass überall die schwereren sylben den ton an sich ziehen, und 2) dass nie zwei neben einander stehende sylben betont sein können, auch nicht leicht mehr als zwei tonlose sylben auf einander folgen. Sylben, die mit t schliessen, worauf in der nächsten sylbe s folgt, haben nie den ton, sobald die vorhergehende sylbe einen scharfen vocal hat.
Zur veranschaulichung dieser regeln mögen folgende beispiele dienen, deren betonung je durch die daneben stehenden, eben so betonten deutschen wörter nachgebildet ist:
nano (bär) | ist betont wie: | alles. |
ilumut (wahrlich) | - - | immerhin. |
tamarmik (alle) | - - | gedächtniss. |
kingorna (nachher) | - - | geachtet. |
9 amaroĸ (wolf) | - - | ist der wolf. |
merdlertut (kinder) | - - | dacht’ ich’s doch. |
tamátuma (dieses) | - - | da hast du es. |
pínivigpoĸ (ist besonders schön) | - - | ausgezeichnet. |
ĸilangmîtoĸ (der im himmel ist) | - - | gedacht hab’ ich. |
ĸardlortartoĸ (trompeter u. a.) | - - | drängt mich nicht so. |
ĸeĸertaĸ (insel) | - - | erwartung. |
ĸeĸertarssuaĸ (grosse insel) | - - | du hast grosse noth. |
ĸeĸertarssuatsiaĸ (mässig gr. insel) | - - | der mann brachte alle mit. |
soraisángitsumik (unaufhörlich) | - - | gehörstärkungsversuch. |
sorâernaviángilanga | - - | ich höre noch lange nicht auf. |
ilagísagavtigo | - - | denn wir werden mit ihm sein. |
In ausrufsweise gebrauchten wörtern drängt sich der ton nach dem ende des worts hin, was dann zuweilen die folge hat, dass der kurze vocal der endsylbe gedehnt wird, z. b. atautsíkût (auf einmal!) für atautsíkut; naggámêk (zum letzten mal!) für naggámik. In Labrador ist dies besonders häufig, wie auch in einzelnen gegenden Grönlands bei fragen, z. b. tikípât für tikípat (sind sie angekommen)? sinísavît für sinísavit (willst du schlafen)?
Zweiter abschnitt. Bestandtheile der sprache.
§. 10
Die allermeisten wörter enthalten so wie sie in zusammenhängender rede vorkommen, zweierlei bestandtheile: den stamm, der die sache schlechthin bezeichnet, und einen beugungszusatz, der die art der beziehung zwischen diesem und einem andern wort ausdrückt — (so im deutschen z. b. kräh-en, kräh-e, kräh-ete, ge-kräh-t; haus, haus-es, häus-er, häus-ern u. dgl.). Im grönl. werden alle beugungszusätze angehängt (nie vorgesetzt); dabei verändert sich gewöhnlich der stamm mehr oder weniger, und wird namentlich oft kürzer, indem ein bildungslaut wegfällt. Der bei dergleichen verkürzung nie wegfallende theil des stämmes ist die wurzel, an welche sich die eigentliche grundbedeutung knüpft; daher, wenn, was öfters vorkommt, mehreren stämmen eine gemeinschaftliche urwurzel zum grunde liegt, so haben solche auch die in der wurzel liegende grundbedeutung mit einander gemein (z. b. im deutschen: krähen, krachen, krächzen, wo die gemeinschaftliche wurzel kra (krach) den abgebrochen hervorgestossenen ton bezeichnet). Sämmtliche wurzeln bilden je nach ihrer grösseren oder geringeren vollkommenheit, d. h. je nachdem sie das, was sie bezeichnen, allgemeiner oder bestimmter ausdrücken, drei classen: 1) gefühlswurzeln, die ein gefühl oder eine empfindung ohne nähere bestimmung des wahrgenommenen zu erkennen geben: diese sind ohne weiteren 10 zusatz als ausrufe in der sprache vorhanden, können aber nicht gebeugt oder mit andern wörtern in wirkliche verbindung gebracht werden; — 2) deutewurzeln, die auf eine richtung oder einen ort nach seiner lage zum redenden hinweisen, ohne jedoch den gegenstand nach seinem wesen zu benennen: diese bilden die deutewörter §. 20 f. durch hinzutreten eines bildungsvocals (a), der aber bei jeder verlängerung des worts ohne weiteres wegfällt; ihre beugungsfähigkeit steht mit ihrer vollkommenheitsstufe im einklang. — 3) begriffswurzeln, die mit unterscheidung des wesens der dinge bestimmt begränzte ausdrücke der gedanken geben: mit diesen ist in der regel ein bildungslaut (oder mehrere) ziemlich fest verbunden, so dass er bei den meisten veränderungen des worts stehen bleibt. Mit einschluss dieses bildungslautes erscheinen die begriffswurzeln als regelmässige wörter — stämme — mit grosser beugungs- und fortbildungsfähigkeit, und bilden als solche den bei weitem grössten und wichtigsten theil des ganzen sprachmaterials, nämlich alle nenn- und redewörter, s. §. 12.
§. 11
Die eben erwähnten stämme — d. h. die ausgebildeten begriffswurzeln — zerfallen zuerst in zwei wesentlich verschiedene classen, nämlich in 1) stämme mit selbstständigem begriff, die keiner weiteren erklärung nothwendig bedürfen, z. b. igdlo haus, ajoĸ schlecht, mike klein, auk blut, — und 2) stämme mit unselbstständigem begriff, die einen andern stamm zur stütze oder ergänzung durchaus erfordern, z. b. ssuaĸ ein grosses . . ., ngâĸ sehr . . ., ssuseĸ -heit, lik -ig. Hier findet nun die eigenthümlichkeit statt, dass die stämme mit unselbstständigem begriff nie allein stehen, sondern immer dem ergänzenden stamm angehängt werden. Sie heissen daher zweckmässig anhangsstämme (anhängewörter), dagegen die mit selbstständigem begriff, als welche nicht angehängt werden können: urstämme; aus der zusammensetzung beider entstehen dann zusammengesetzte od. abgeleitete stämme. So werden, wenn man von den oben angeführten die zweiten der reihe nach an die ersten hängt, daraus die zusammengesetzten stämme: igdlorssuaĸ ein grosses haus, ajungâĸ sehr schlecht, mikissuseĸ kleinheit, aulik blutig. Es werden sehr häufig 2, 3 und mehr anhangsstämme an einander gehängt, z. b. igdlorssualik grosshausig, der ein grosses haus hat, mikingârssuseĸ sehrkleinheit, wo dann also jeder zunächst durch den vor ihm stehenden ergänzt wird, aber die endliche ergänzung des ganzen kann nur durch einen urstamm bewerkstelligt werden, d. h. in jedem zusammengesetzten stamm muss der anfang nothwendig ein urstamm sein.
11Diese anhangsstämme unterscheiden sich von den bei uns vorkommenden anhängen — z. b. im deutschen: -sam, -heit, -lich, -niss, u. a. — zuerst wesentlich dadurch, dass sie allem anschein nach ursprüngliche anhänge sind, und nicht, wie jene, ehemals selbstständige wörter waren; dann aber auch durch ihre weit grössere mannigfaltigkeit, da fast alle unselbstständige begriffe — u. a. alle unsre sogenannten hülfsverba: werden, können, sollen etc. und viele unserer adjective und adverbien — durch solche anhänge ausgedrückt werden; und endlich durch ihre beweglichkeit, indem die allermeisten nicht, wie unsere wenigen anhänge, an gewissen wörtern fest sind, sondern nach belieben angehängt oder nicht angehängt werden können, je nachdem der ausdruck es erfordert oder nicht. Übrigens aber verhält sich ein zusammengesetzter stamm in jeder andern hinsicht ganz wie ein einfacher, daher hier fürs erste auf das einfach oder zusammengesetzt sein der stämme weiter keine rücksicht genommen ist.
§. 12
Abgesehen von ihrer selbstständigkeit oder unselbstständigkeit scheiden sich dieselben stämme noch in anderer hinsicht in 2 grosse abtheilungen, nämlich in 1) nennwörter, die einen (körperlichen oder geistigen) gegenstand nach seinem eigenthümlichen wesen benennen, z. b. igdlo haus, auk blut, ujarak stein, nano bär, inuk mensch; — und 2) verbalstämme, die ihn nach irgend einer allgemeinen an ihm haftenden eigenschaft (handlung) beschreiben, z. b. ajoĸ schlecht, pisuk gehend, tikit angekommen, mike klein. Erstere — die nennwörter (nomina, d. h. namen) — sind ohne weiteres anwendbar und beugbar; letztere dagegen — die verbalstämme — sind, ausser dass sie in einigen dialecten ausrufsweise gebraucht werden (z. b. inugo ajoĸ! o wie sehlecht!), an sich weder beugbar, noch überhaupt anwendbar, sondern werden beides erst durch eine weitere verlängerung, nämlich durch einen hinzutretenden aus mehreren theilen bestehenden ausbildungszusatz (§. 51), welcher sie in redewörter (verba, d. h. wörter vorzugsweise) umwandelt. So werden z. b. aus den obigen stämmen durch hinzufügung des ausbildungszusatzes voĸ (poĸ) die redewörter: ajorpoĸ er ist schlecht, pisugpoĸ er geht, tikípoĸ er ist angekommen, mikivoĸ er ist klein. Dann werden aber auch von eigentlichen nennwörtern auf dieselbe weise redewörter gebildet, z. b. von únuk abend: únugpoĸ es wird abend; von inuk mensch: inugpoĸ er kommt zu leuten; — und manche stämme sind beides als nennwörter und als verbalstämme im gebrauch, so z. b. auk, als verbalstamm: zergehend (auvoĸ es zergeht); als nennwort: blut.
§. 13
An die nennwörter schliessen sich dann die deutewörter — der, jener, u. dgl. — die gemeinschaftlich (und abwechselnd) mit jenen zur schlechthinnigen bezeichnung der gegenstände dienen — als gegenstandswörter, 12 wie andererseits die redewörter zu beschreibung der handlungen (d. h. des von oder an gegenständen geschehenden). Diese beiden wortarten — redetheile — machen den lebendigen und bildsamen theil der sprache aus; ihnen gegenüber stehen als der todte, starre theil derselben die partikeln (d. h. theilchen), nämlich wörter, die, obgleich wol grösstentheils von begriffswurzeln abstämmend, doch durch beständigen gebrauch in immer wiederkehrenden, sich stets gleichen verhältnissen starr und unbeugbar geworden (od. geblieben) sind, während die gefühlswurzeln als blosse ausrufe gleichsam eine sprache für sich — gefühlssprache — bilden.
Die weitere veränderung dieser redetheile ist zweierlei: beugung, d. h. solche veränderung, durch welche wörter, die sich auf einander beziehen, gegenseitig in verbindung gesetzt werden, — und fortbildung oder umbildung durch anhangsstämme. Beides findet sich am vollständigsten bei den nennwörtern und redewörtern; bei den deutewörtern ist die beugung unvollkommener, auch nehmen sie nur wenige, eigentlich für nennwörter bestimmte anhangsstämme an; bei den partikeln endlich finden sich nur wenige spuren von beugung, aber dem hang der sprache zum zusammensetzen können sie sich nicht ganz entziehen; — sogar einige ausrufe müssen sich in dieses anhängesystem fügen.
Demnach zerfällt die grammatik in drei haupttheile: der erste theil — die formenlehre — zeigt, wie die verschiedenen beziehungsverhältnisse, in denen ein wort zu einem andern steht, durch verschiedene formen der wörter (d. i. durch beugung) ausgedruckt werden; der zweite theil — die satzlehre (syntax) — lehrt die anwendung dieser formen in der verbindung der wörter zu sätzen; und der dritte theil — die zusammensetzungslehre (synthese) — behandelt die anhangsstämme.
13Erster haupttheil.
Formenlehre.
§. 14
Die beugung wird im grönländischen bewerkstelligt theils durch anhänge, theils durch lautwechsel innerhalb dieser anhänge oder der wörter selbst, und umfasst folgendes:
Zuerst wird die zahl — einheit, zweiheit oder mehrheit — des in rede stehenden gegenstandes durch die endung des worts ausgedrückt, z. b. igdlo haus, igdluk (2) häuser, igdlut (mehrere) häuser; aggerpoĸ er (sie, es) kommt, aggerpuk sie (2) kommen, aggerput sie (mehrere) kommen. Dann bei redewörtern zugleich die person des in rede stehenden gegenstandes. Dieser ist entweder der redende selbst: ich, wir beide, wir — die 1ste person; oder der angeredete: du, ihr beide, ihr — die 2te person; oder ein drittes etwas: er (sie, es), sie beide, sie — die 3te person. Z. b.: (3te p. s. o.); 2te p.: aggerputit du kommst, aggerputik ihr beide kommt, aggerpuse ihr kommt; 1ste p.: aggerpunga ich komme, aggerpuguk wir beide kommen, aggerpugut wir kommen.
Für die einheit wird immer die einheitsform, und für die mehrheit immer die mehrheitsform angewendet, wobei jedoch zu bemerken ist, dass einige gegenstände, die wir als einheit betrachten, im grönl. als mehrheit aufgefasst und bezeichnet werden, z. b. (umiaĸ ein boot; mehrheit:) umiat ein boot mit den leuten darin; nugfit ein vogelpfeil, der ausser der eigentlichen spitze noch drei nebenspitzen hat (einheit nuvik), u. a. m., besonders haben ortsnamen sehr häufig mehrheitsform; — aber die zweiheitsform wird meist nur gebraucht, wenn das benannte oder besagte ausdrücklich als zweiheit bezeichnet werden soll; wo sich dagegen die zweiheit von selbst versteht, — wie z. b. bei den doppelten gliedmaassen des menschlichen oder thierischen körpers — braucht man fast durchgängig dafür die mehrheitsform. So sagt man z. b. ganz gewöhnlich: issai seine augen, siutai seine ohren, talê seine arme etc. — nicht issik, siutik, tatdlik, seine beiden augen etc. — obgleich ihrer nur zwei sind. Sogar bei dem zahlwort mardluk (zwei), was doch selbst eine zweiheitsform ist, wird aus demselben grunde nicht selten die mehrheit gebraucht, z. b. inuit mardluk zwei menschen.
§. 15
Ferner, wenn ein gegenstand als besitz oder thatziel (object) eines andern bezeichnet werden soll, so geschieht dies durch ein anhängsel, 14 welches die person und zahl beider gegenstände, des besitzers und des besitzes, des thäters und des thatziels zugleich andeutet. Solche sind z. b.: a sein’s, od. er es, t dein’s, od. du es, tit deine, od. du sie, ga od. ra mein’s, od. ich es, anga er mich. So giebt es endungen für die 3te u. 3te, 3te u. 2te, 3te u. 1ste, 2te u. 3te, 2te u. 1ste, 1ste u. 3te, u. 1ste u. 2te person, immer mit unterscheidung der einh., zweih. u. mehrh. beider personen; an nennwörtern können jedoch nur solche vorkommen, in denen das object 3te p. ist, also für die 3te u. 3te, 2te u. 3te, u. 1ste u. 3te person. Um einen gegenstand als besitz eines andern zu bezeichnen, werden sie dem nennwort angehängt, was den besitz benennt, z. b. igdlua sein haus, igdlut dein haus, igdlutit deine häuser, igdluga mein haus; dagegen wenn ein gegenstand als thatziel eines andern bezeichnet werden soll, so kommen sie an das redewort, was die that besagt, z. b. takuvâ er sieht es, takuvat du siehst es, takuvatit du siehst sie, takuvara ich sehe es, takuvânga er sieht mich. (Der verbalstamm ist hier tako, und der ausbildungszusatz vaĸ, dessen ĸ wegfällt.) Diese anhängsel ist man gewohnt, suffixe zu nennen, und so mögen sie denn auch hier heissen, obgleich sie anderer natur sind, als die hebräischen suffixe, von denen sich diese benennung herschreibt.
§. 16
Dann haben alle nennwörter, und alle an nennwörtern vorkommenden suffixe — und zwar letztere in der einh., zweih. u. mehrheit, die nennwörter selbst aber nur in der einheit — zweierlei übrigens gleichbedeutende formen: subjective und objective, deren gebrauch mit dem der suffixe zusammenhängt. Nämlich wenn zwei gegenstände als subject und object, d. h. entweder als thäter und thatziel, oder als besitzer und besitz durch ein suffix mit einander verbunden sind (gleichviel ob beide genannt sind oder nicht), so hat das wort, was das subject — den thäter oder besitzer — benennt, subjective form, und das, was das object — das thatziel oder den besitz — benennt, objective form; die subjectiven formen der suffixe kommen dann in anwendung, wenn derselbe gegenstand einerseits object (besitz) und andrerseits selbst wieder subject (besitzer od. thäter) ist, z. b. terianiaĸ takuvâ, fuchs (objectiv) er sah ihn, d. h. er sah den fuchs; terianiap takuvâ, fuchs (subjectiv) er sah ihn, d. h. der fuchs sah ihn; arferup sarpiata umiap sujua agtorpâ, wörtlich: wallfisch (besitzer des thäters, — Subjectiv), sein schwanz (thäter, besitz des vorigen, — subjectives suffix: áta), boot (besitzer des thatziels, — Subjectiv), sein vordertheil (thatziel, besitz des vorigen, — objectives suffix: a), er berührte es (-suffix a, er es), d. h. der schwanz des wallfisches berührte des bootes vordertheil. Wo kein 15 zugehöriges suffix ist, kommen überall nur objective formen in anwendung.
Da man unter der benennung „subject“ gewöhnlich im allgemeinen denjenigen gegenstand versteht, von welchem — auf die frage: wer? — im satz die rede ist, gleichviel ob derselbe ein object hat oder nicht, so ist hier ein- für allemal zu bemerken, dass im grönl. ein subject ohne object undenkbar ist. Darum, und weil die benennung „subject“ hier ausserdem auch für den besitzer in anspruch genommen ist, so ist im folgenden überall, wo der (auf die frage: wer? stehende) gegenstand der rede im allgemeinen und ohne rücksicht auf ein etwaniges object gemeint ist, dafür die benennung „project“ angewendet. Daraus, dass subjective form und suffix unzertrennlich zusammengehören, folgt unter andern, dass das project solcher redewörter, die kein suffix haben, objective form hat.
§. 17
Demnächst werden die beziehungsverhältnisse solcher gegenstandswörter, die einem redewort untergeordnet sind, — (was wir durch präpositionen ausdrücken), durch eine angehängte endung angedeutet. Man unterscheidet dabei zuerst zwei hauptverhältnisse: ortsverhältniss und artverhältniss, je nachdem ein solches wort die handlung entweder in örtlicher hinsicht, oder in hinsicht auf die art und weise, wie sie geschieht, näher bestimmt. Dann entsteht aus dem ortsverhältniss mit dem nebenbegriff der bewegung ein anderes: das richtungsverhältniss, was wieder dreierlei ist, je nachdem der benannte gegenstand ausgang, weg oder ziel der bewegung ist: ausgangsverhältniss, wegverhältniss und zielverhältniss. Für diese fünf verhältnissfälle haben die nenn- und deutewörter beides in der einheit und mehrheit (u. zweiheit) eben so viele, mittelst angehängter endungen — appositionen — gebildete formen (beziehungsformen, casus), die sich fürs erste am leichtesten an der frage unterscheiden lassen, auf welche jede derselben als antwort steht, wie folgt:
wo? | ortsverh. | Localis; z. b. | nuname am lande, od. auf dem l. |
woher? | ausgangsvh. | Ablativ; | nunamit vom lande. |
wodurch? | wegverh. | Vialis; | nunakut über land, zu l., durchs l. |
wohin? | zielverh. | Terminalis; | nunamut zum lande, od. ans land. |
wie? womit? | artverh. | Modalis; | nunamik mit land. |
Die erste auffassung dieser verhältnisse ist rein sinnlich, d. h. sie finden zuerst und eigentlich statt bei körperlichen gegenständen, wo man grade so, wie hier angegeben, fragen kann. Dann aber sind dieselben verhältnisse auch auf ähnliche beziehungen geistiger gegenstände übergetragen, z. b. die orts- und richtungsverhältnisse auf die zeit: ukiume (Loc.) im winter, únukut (Vial.) abends, — und das artverhältniss auf 16 handlungen: oĸautsinik (Mod.) mit worten, u. dgl.; auch sind einige andere beziehungsverhältnisse körperlicher gegenstände, die den obigen zwar nicht gleich, aber ähnlich sind, mit unter dieselben verhältnissfälle gebracht, z. b. tugtumit (Abl.) mikivoĸ von einem rennthier (ausgegangen) ist es klein, d. h. es ist kleiner als ein rennthier. Dieses, und die Anwendung einer gewissen classe von nennwörtern, der ortswörter (vorderes, oberes u. dgl.; §. 46 f.) — macht es möglich, mit diesen 5 casus allen unsern präpositionen zu entsprechen.
§. 18
Endlich haben noch die redewörter sieben verschiedene hauptformen — (redeformen, modus), — die hauptsächlich durch verschiedenheit des ausbildungszusatzes (§. 12) gebildet werden, nämlich 3 selbstständige, für fälle, in denen das redewort unabhängig steht, und 4 abhängige, für fälle, in denen das redewort untergeordnet ist, wobei im wesentlichen dieselben hauptverhältnisse unterschieden werden, wie bei den untergeordneten gegenstandswörtern. Es sind folgende:
I. selbstständige hauptformen:
1) der Indicativ (anzeigeform; besagt geschehenes mit gewissheit): takuvâ er sieht oder sah ihn.
2) der Interrogativ (frageform; besagt geschehenes mit ungewissheit): takuvauk sah er ihn?
3) der Optativ1 (heischeform; besagt ungeschehenes wunschweise): takuliuk möge er ihn sehen!
II. abhängige hauptformen:
a) für fälle, die dem ortsverhältniss entsprechen:
4) der Conjunctiv (für geschehenes oder gewisses): takungmago weil oder als er ihn sah.
5) der Subjunctiv (für ungeschehenes oder ungewisses): takugpago wenn er ihn sieht.
b) für fälle, die dem artverhältniss entsprechen:
6) der Infinitiv: takuvdlugo ihn sehen, oder ihn sehend.
c) für fälle, die dem objectsverhältniss entsprechen:
7) das Particip: takugâ (ihn,) dass er ihn sieht oder sah.2
1. In der 2ten person fuhrt der Optat. den namen Imperativ (befehlsform).
2. — eigentlich: welcher ihn sah; jene bedeutung — (dass er . . .) — erhält es erst durch die unterordnung; da aber dieses Particip in zusammenhängender rede nur untergeordnet vorkommt, so tritt eben dadurch die grundbedeutung desselben in den hintergrund. Dagegen giebt es ein anderes Particip (s. §. 52) bei welchem in folge andersartigen gebrauchs eben diese grundbedeutung — (welcher . . .) — die vorherrschende ist.
§. 19
So weit erstreckt sich die beugung im grönländischen. Man sieht daraus, dass zwei (oder drei) dinge, die bei uns zum theil gegenstand der beugung sind, hier nicht berücksichtigt werden, nämlich bei den gegenstandswörtern das geschlecht des benannten gegenstandes, und bei den redewörtern die zeit und der stand der handlung. Von geschlechtsbezeichnung findet sich im grönländischen auch bei gegenständen, die ein natürliches geschlecht haben, kaum eine spur (und jedenfalls nicht auf eine der unsern entsprechende weise); und eben so wird auch bei redewörtern die zeit — wofür wir im deutschen zwei formen haben: ich sehe, ich sah — nicht ausgedrückt, ist aber dennoch deutlich, weil, wenn das erzählte nicht grade vor augen geschieht, man vernünftiger weise nicht anders annehmen kann, als dass es bereits geschehen ist, denn von völlig ungeschehenem kann man nicht anders reden, als wunschweise, d. h. im Optativ. Dagegen wird der stand der handlung — bei uns: ich sehe (währende oder unvollendete handlung), ich habe gesehen (vollendete handlung), ich werde sehen (werdende oder bevorstehende handlung) — allerdings erforderlichen falls ausgedrückt, aber nicht durch die beugung, sondern durch anhangsstämme, deren es zu diesem behuf mehrere giebt, z. b. takuvâ er sieht oder sah ihn, takulerpâ er fängt an ihn zu sehen, takúsavâ od. takujumârpa er wird ihn sehen, takusimavâ er hat ihn gesehen. Das vollendetsein der handlung wird jedoch, wo es sich von selbst versteht, gewöhnlich nicht besonders ausgedrückt.
21Erster abschnitt.
Formen der deutewörter.
1. Deutewurzeln.
§. 20
Die nach §. 10. als solche anzusehenden deutewurzeln sind folgende:
1) ma hier (wo ich bin).
2) táss* da (wo du bist, oder wovon man spricht).
3) uv hier, da (wohin man zeigt).
4) ik (iv) dort, drüben.
5) av nord (eig. rechts wenn man das gesicht der offenen see zukehrt)
6) ĸav süd (eig. links wenn man etc.)
7) pav ost- oder landwärts; auch oben.
8) sam, west- oder seewärts; auch unten.
9) pik dort oben; auch ost- oder landwärts.
10) kan hier unten; auch west- oder seewärts.
11) kig süd (wo die sonne geht).
12) kam drinnen oder draussen.
An und für sich werden diese theils gar nicht, theils nur ausrufsweise gebraucht, in welchem fall sie durch ein angehängtes a aussprechbar gemacht werden, s. §. 21; dagegen, was eigentlich gebraucht wird, sind die durch angehängte appositionen gebildeten beziehungsformen (casus) derselben, deren sie 4 haben: Localis, Ablativ, Vialis, Terminalis. Diese werden bei allen auf gleiche weise gebildet, nämlich der Loc. durch ane, der Abl. durch ánga (in Labrador durch ángat), der Vial. durch ûna, und der Term. durch unga, z. b.
Localis. | mâne hier. | tássane da. | ikane dort |
Ablativ. | mânga von hier. | tássánga von da. | ikánga von dort. |
Vialis. | mâuna hier durch. | tássûna da durch. | ikûna dort durch. |
Termin. | maunga hieher. | tássunga dahin. | inunga dorthin. |
Die einzigen hier vorkommenden abweichungen sind der Vial. u. Term. von uv: ugûna für uvûna, und ûnga für uvunga.
* vielleicht eigentlich tagse, zusammengesetzt aus tak-se; vgl. d. folgende.
§. 21
Allen diesen — táss ausgenommen — wird ein die deutekraft verstärkendes ta (tá, tak) vorgesetzt, wenn der zu bezeichnende ort entfernt ist, oder schon die rede von ihm war, oder wenn überhaupt nur mehr nachdruck beabsichtigt wird; — dieses ta (oder vielleicht nur t) scheint die eigentliche urwurzel von tass zu sein. Es werden dann aus 22 den obigen der reihe nach folgende: 1) tama, 3) tauv, 4) taik 5) tav, 6) táĸav, 7) tagpav, 8) tasam, 9) tagpik, 10) takan, 11) tákig, 12) táĸam. Von diesen wird tauv (tauva) nur als partikel gebraucht, s. §. 65, 15; die übrigen haben dieselben formen wie jene: taikane, taikánga, taikûna, taikúnga, und so alle andern. Ausserdem werden diese zusammengesetzten — nur tama und tauv nicht — oft auch mit angehängtem a (§. 20) ausrufsweise gebraucht, in der bedeutung: da . . . ist es oder er, z. b. tagpava da oben ists! taika da! dort ist er! etc. Von den einfachen kommen nicht leicht andere so vor, als tass und uv (diese beiden aber ziemlich häufig), letzteres mit verdoppeltem v: uvfa! hier (wohin ich zeige) ists! tássa da ists! da ist er! auch: das ist er (od. es); — dazu kommt noch ein von tama mit der endung von tássa gebildetes: tamássa da hier ist’s! od. das hier ist’s. Die beiden letzteren werden u. a. auch in sätzen als deutendes verbindungsglied gebraucht, s. §. 100.
§. 22
Ein fragendes deutewort — na od. nav — hat sich im grönl. nur in zwei ausrufen erhalten: nâ wo ist’s? — (scheint entweder entstanden aus nava durch zusammenziehung, oder aus na mit dehnung des vocals durch den frageton) — und nangá lass sehen! wo hast du’s? Im Labr.-dialect hat es noch einen seinsollenden Abl. und Term., die aber beide ganz unregelmässig sind: nakit (Abl.) woher? und namut (Term.) wohin? Im grönl. dienen dafür übrigens die verschiedenen formen des nennworts suk was, s. §. 25.
2. Persönliche deutewörter.
§. 23
Aus den vorigen werden persönliche, d. h. nicht auf eine richtung oder einen ort im allgemeinen, sondern auf eine dort befindliche person (od. sache) hinweisende deutewörter gebildet durch anhängung der sylbe na, die also ihrer bedeutung nach unserm er in der, jener, wer etc. entspricht. Von tass gibt es ein solches nicht, und auch von kig kommt es wol kaum vor; also sind es folgende: mána dieser, una (f. uvna?) dieser hier, ivna und inga (f. ingna) jener — letzteres von ik, ersteres von einer nebenform desselben: iv; avna, ĸavna, pavna, savna (oder zusammengezogen: ána, ĸána, pána, sána) der im norden, im süden, etc.; pínga (f. pingna) der hier oben (über uns); kána der hier unterhalb; ĸavna oder ĸána der drinnen oder draussen. Auch diesen wird, um die deutekraft zu verstärken, ta oder tak vorgesetzt, wie §. 21 gezeigt ist.
23§. 24
Diese persönlichen deutewörter haben die zahl- und beziehungsformen der nennwörter, nur keine zweiheitsform, dagegen aber beide die einheits- und mehrheitsform doppelt, nämlich für die einheit einen Subjectiv und Objectiv, wie die nennwörter haben, für die mehrheit aber statt dessen einen Nominativ und Accusativ, als antwort auf die fragen: wer? (Nom.) und wen? (Acc.), wie bei uns. Der Subjectiv der einheit wird gebildet durch ssuma, der Acc. der mehrheit durch ko, und der Nom. der mehrheit durch kua: diese endungen kommen, wie das den Objectiv der einheit bildende na, an die wurzel §. 20. Die anderen casus — Loc. Abl. Vial. Term. Modalis — werden dadurch gebildet, dass in der einheit ane, ánga, ûna, únga und ínga an das m des Subjectivs, und in der mehrheit nane, nánga, kut, núnga und nínga an das u der endung ko oder kua kommen, z. b.
einheit. | mehrheit. | ||
---|---|---|---|
Objectiv | ivna jener. | Acc. | ivko jene. |
Subjectiv | ivssuma jener. | Nom. | ivkua jene. |
Localis | ivssumane bei jenem. | ivkunane bei jenen. | |
Ablativ | ivssumánga von jenem. | ivkunánga von jenen. | |
Vialis | ivssumûna durch jenen. | ivkukut durch jene. | |
Terminal. | ivssumúnga zu jenem. | ivkunúnga zu jenen. | |
Modalis | ivssumínga mit jenem. | ivkunínga mit jenen. |
Ausnahmen sind: mána und kána haben als Subjectiv gewöhnlich mátuma und kátuma, und so auch mit appositionen: mátumane, matuminga etc. — (mássuma, mássuminga u. dg. hört man nicht leicht anders als von weibern und kindern). una hat ûma (statt ussuma), davon ûmánga, ûmúnga, ûmínga; die mehrheit ist regelmässig, ebenso das damit zusammengesetzte tauna: taussuma, taussumane etc. inga hat igssuma, igko, igkua, wie von ingna; ebenso pinga: pigssuma etc.
§. 25
Mit der endung der persönlichen deutewörter — na — werden von zwei nennwörtern persönliche fragewörter gebildet, nämlich suna was? von suk was, ein etwas, und kina wer? von einem sonst nicht vorkommenden stamm (ke oder kik). Beide haben aber als deutewörter nur diese eine form; alles übrige wird durch die casus der stämme ersetzt, von denen sie gebildet sind, die aber bei kina z. th. unregelmässig sind. Die von suk (suna) dienen dann auch zugleich statt derer des verlornen frageworts na §. 22. Die ganze beugung beider ist folgende:
24einheit. | mehrheit. | einheit. | mehrheit. | |
---|---|---|---|---|
Objectiv. | suna was? | sût welche? | kina wer? | kíkut welche? |
Subjectiv. | sûp was? | sût welche? | kia wer? | kíkut welche? |
Localis. | sume wo? | sũne bei w.? | - - | kíkúne bei w.? |
Ablativ. | sumit woher? | sũnit von w.? | kimit von wem? | kíkúnit von w.? |
Vialis. | sukut wodurch? | - - | - - | - - |
Termin. | sumut wohin? | sũnut zu w.? | kimut zu wem? | kíkúnut zu w.? |
Modalis. | sumik womit? | sũnik mit w.? | kimik mit wem? | kíkúnik mit w.? |
Die endung kut in kikut, an welche dann weiter die appositionen gehängt sind, ist ein anhangsstamm, s. §. 120, no. 33.
Zweiter abschnitt.
Formen der nennwörter.
A. Im allgemeinen.
1. Zahlformen.
§. 26
In der stammform — dem Objectiv der einheit — endigen alle nennwörter auf einen vocal, ĸ, k oder t. Die auf t, die bis auf einige wenige sämmtlich (und zwar grösstentheils mit ein und demselben anhangsstamm, §. 117) zusammengesetzt sind, nehmen behufs der beugung und fortbildung durchgängig einen hülfsvocal an, nämlich in einigen, gehörigen orts besonders bemerkten fällen a, sonst i; dabei wird zugleich ans dem t, sobald ein i davor steht, s, gleichviel, ob der hülfsvocal i oder a ist. Manche von ihnen haben auch eine verlängerte nebenform auf tak oder sak. Die auf einen vocal ausgehenden wörter haben alle eine neigung auf ĸ zu endigen, und verhalten sich auch in einigen fällen wie auf ĸ ausgehend (s. u. a. §. 36, 6.), auch wird ihnen ziemlich häufig, wo sie ohne weitere verbindung mit andern wörtern nur zur namensnennung eines gegenstandes dienen, ein ĸ angehängt, was dann gleichsam eine art artikel — (ein, eine) — bildet, z. b. tugtoĸ ein rennthier, nunaĸ land od. ein land, putoĸ ein loch, statt tugto, nuna, puto. Der vocal der letzten sylbe — bei denen auf t der angehängte hülfsvocal — führt im folgenden immer den namen: endvocal, und der etwa nach diesem stehende consonant: endconsonant.
§. 27
Die übrigen einfachen zahlformen, nämlich der Subjectiv der einheit, die zweiheits- und mehrheitsform, werden im allgemeinen dadurch gebildet, dass für den Subjectiv p, für die zweiheit k, und für die mehrheit 25 t an den endvocal gehängt wird. Der etwanige endconsonant fällt dabei ohne weiteres weg, wenn er ein blosser ausbildungslaut ist; dagegen wenn er entweder selbst wurzelhaft, oder, wie es häufig der fall ist, stellvertreter eines wurzelhaften consonanten ist, so kann er nicht wegfallen; andererseits aber wird auch vermehrung der sylbenzahl hier möglichst vermieden. Dieses hat dann bei vielen wörtern versetzung des endvocals zur folge, so näml., dass derselbe ans ende des worts gesetzt wird, wodurch die beiden letzten wurzelconsonanten, wenn sie nur durch den endvocal getrennt waren, nun neben einander zu stehen kommen, und wenn sie sich so nicht mit einander vertragen, so wird durch erweichung des einen, und nöthigenfalls durch abermalige versetzung die gestalt des worts mit der regel §. 6 in einklang gebracht. Daher findet nur bei wenigen wörtern, wo es durchaus nicht anders geht, vermehrung der sylbenzahl statt dadurch, dass der endvocal nach dem endconsonanten wiederholt wird (§. 31). Als wurzel ist dann (ausser bei einigen auf k, s. §. 28) überall das anzusehen, was in den formen, wo lautversetzung stattfindet, — z. b. in der mehrheitsform — vor dem endvocal steht, z. b. nunat länder, wurzel nun; tatsit teiche, wurzel tats (für tast); ermit gewässer, wurzel erm (für imĸ). Hiernach zerfallen sämmtliche nennwörter in 3 classen, wie folgt:
§. 28
Erste classe: wörter ohne lautversetzung.
In dieser classe kommen alle endungen vor, die ein nennwort überhaupt haben kann, nämlich: a, aĸ, ak; e, eĸ, ik; o, oĸ, uk; t. Von denen auf t s. §. 26; ĸ als endconsonant fällt hier überall weg; k dagegen, was, wo es als endconsonant vorkommt, überall wurzelhaft zu sein scheint, fällt nur mit dem k der zweiheit in eins zusammen; vor p und t dagegen bleibt es zunächst als g stehen, da aber ein wort nicht auf zwei consonanten ausgehen kann, so wird aus gp up, und aus gt it, (ganz wie bei uns baum aus bagm, hain aus hagn). Also z. b.:
einheit, Objectiv. | einh., Subjectiv. | zweiheit. | mehrheit. | |
---|---|---|---|---|
(land) | nuna | nunap | nunak | nunat. |
(berg) | ĸáĸaĸ | ĸáĸap | ĸáĸak | ĸaĸat. |
(himmel) | ĸilak | ĸilaup | ĸilak | ĸilait. |
(wunde) | ike | ikip | ikik | ikit. |
(haut) | ameĸ | amip | amik | amit. |
(baum) | orpik | orpiup | orpik | orpît. |
(bär) | nano | nanup | nanuk | nanut. |
(winter) | ukioĸ | ukiup | ukiuk | ukiut. |
(mensch) | inuk | inûp | inuk | inuit. |
26 (herz) | ûmat | ûmatip | ûmatik | ûmatit. |
(flinte) | autdlait | autdlaisip | auidlaisik | autdlaisit. |
Zu dieser classe gehören alle auf einen vocal oder t ausgehenden wörter, auch die meisten auf k, und von denen auf ĸ die mit geschlossener vorletzter sylbe, mit ausnahme derer auf neĸ und einiger auf dleĸ, die zur 3ten classe gehören. Die auf ĸ mit offener vorletzter sylbe gehören grösstentheils den beiden andern classen an.
§. 29
Einige wörter dieser classe weichen etwas von der allgemeinen regel ab, nämlich 1) die anhängewörter -́nguaĸ, ssuk, inaĸ und dleĸ, d. h. alle wörter, die eins von diesen am ende haben, bilden ihre zahlformen wie folgt:
-́nguaĸ, -́ngûp, -́nguak, -́nguit;
ssuaĸ, ssûp, ssuak, ssuit;
inaĸ, inaup, inak, inait.
dleĸ, dliup, dlik, dlît.
(Diese bildungen entsprechen nebenformen auf k: -́nguk, ssuk, inak, dlik.) Die gleiche bildung hat auch das anhängewort aluaĸ in der mehrheitsform: aluit, während die beiden andern regelmässig sind: Subjectiv aluap, zweih. aluak. Dann haben 2) urstämme auf aĸ, deren vorletzte sylbe mit r schliesst, ein überzähliges i in der mehrheitsform, z. b. sorĸaĸ (fischbein), sorĸait; utorĸaĸ (alt), utorĸait; maṙṙaĸ (lehm) maṙṙait u. dgl.; desgleichen das anhängewort tsiaĸ: tsiait; auch einige wenige andere, z. b. ĸigdloĸ (aas), ĸigdluit. Ganz unregelmässige formen, dergl. auch vorkommen, wie z. b. unâĸ (harpunschaft), Subjectiv unaṙṙap, mehrhf. unarrat; pôĸ (sack), mehrhf. puggut, u. a. m., haben ihren grund in zweierlei stammform, wie denn überhaupt stämme mit langem endvocal häufig zusammengezogen sind — (hier unâĸ aus unaṙṙaĸ, pôĸ aus puggoĸ).
§. 30
Zweite classe: wörter mit schwacher lautversetzung.
Das eigenthümliche dieser classe besteht darin, dass der endconsonant — durchgängig ĸ — stellvertreter eines wurzelhaften consonanten ist, und dass die wurzel entweder mit einem weichen consonanten — und zwar ss, (vor dem jedoch ein anderer ausgefallen scheint) — oder mit zwei consonanten eines organs — (2 kehllauten, 2 gaumlauten, 2 zungenlauten) — schliesst. Nur in einer hier vorkommenden wurzelendung — rĸ — ist der endconsonant selbst wurzelhaft, und ebenfalls nur in einer — vk — gehören die beiden letzten wurzelconsonanten zwei verschiedenen organen an. (Übrigens haben die härteren dialecte hier durchgängig g für v, z. b. tulugaĸ (rabe), ûgaĸ (dorsch), sulupaugaĸ (rothbarsch), für tuluvaĸ, ûvaĸ, sulupauvaĸ, — was indessen, nach andern ähnlichen vertauschungen zu schliessen, nicht ursprünglich zu sein 27 scheint, denn die sprache hat wol neigung v gegen g zu vertauschen, aber nicht umgekehrt g gegen v.) Der endvocal ist verschieden, nur bei den wurzeln auf ss ist er immer a. Die vorletzte sylbe ist hier immer offen. Durch die versetzung das endvocals kommt dann der durch den endconsonanten vertreten gewesene wurzelconsonant in seiner eigentlichen gestalt zum vorschein, wodurch sich die jedesmalige endung verändert wie folgt — (- bedeutet hier den endvocal):
aus r-ĸ, g-ĸ, v-ĸ, l-ĸ, s-ĸ, j-ĸ,
wird rĸ-, gk-, vk-, tdl-, ts-, is-;
und aus aĸ mit vorstehendem vocal wird -́ssa. An die so umgebildete endung kommen dann die zeichen des Subjectivs, der zweiheit und mehrheit, z. b.
einh., Objectiv. | einh., Subjectiv. | zweiheit. | mehrheit. | |
---|---|---|---|---|
(sandkorn) | sioraĸ | siorĸap | siorĸak | siorĸat. |
(herr) | nâlagak | nâlagkap | nâlagkak | nâlagkat. |
(rabe) | tuluvaĸ | tuluvkap | tuluvkak | tuluvkat. |
(base) | ukaleĸ | ukatdlip | ukatdlik | ukatdlet. |
(teich) | taseĸ | tatsip | tatsik | tatsit. |
(haupthaar) | nujaĸ | nutsap | nutsak | nutsat. |
(beule) | ajuaĸ | ajússap | ajússak | ajússat. |
Zu dieser classe gehören fast alle wörter, deren endsylbe die hier angezeigte beschaffenheit hat, nämlich die auf raĸ, reĸ, roĸ, gaĸ, vaĸ, laĸ, leĸ, etc. mit davorstehendem vocal; nur einige der art gehören zur 1sten od. 3ten classe. Von denen auf iaĸ u. uaĸ gehören mehrere zur 1sten classe, und einige werden nach art beider classen behandelt, z. b. das anhängewort liaĸ; mehrheit liat oder líssat. Auch giebt es in dieser classe einzelne wörter auf k, die aber ganz wie auf ĸ endigend behandelt werden, z. b. ujarak (stein), mehrh. ujarĸat; ĸatigak (rücken), Subjectiv katigkap. Ferner wird die endung âĸ — als aaĸ — in mehreren wörtern nach art dieser classe behandelt, z. b. igalâĸ (fenster), igalássap, igalássak, igalássat; — gewöhnlich aber auch zugleich nach art der 1sten classe: igalâp, igalât. Endlich gehören auch noch in diese classe einige hinsichtlich ihrer bildung ganz vereinzelt stehende wörter, z. b. ĸajaĸ (mannsboot), Subjectiv ĸainap, mehrheit ĸainat (also wurzel ĸain); kanajoĸ (ulke), mehrheit kanásut (wurzel kanás), u. a. m.
§. 31
Dritte classe: wörter mit starker lautversetzung.
Bei den hierher gehörigen wörtern ist der endconsonant — ĸ od. k — selbst wurzelhaft, und die wurzel endigt entweder auf zwei consonanten zweier organe — (einen lippen- und einen kehllaut, einen zungen- und einen kehllaut etc.) — oder auf drei consonanten. Der endvocal, der hier immer i (e) ist, wird bei den meisten auf zwei consonanten ausgehenden wurzeln versetzt, und mit ihm auch die beiden letzten wurzelconsonanten, wenn der erste derselben weich oder nasal ist; — dagegen 28 bei denen, die entweder auf zwei völlig unverträgliche oder auf drei consonanten ausgehen, wird er nach dem (erweichten) endconsonanten wiederholt. Hiernach zerfallen die wörter dieser classe in zwei abtheilungen: die 1ste, mit offener vorletzter sylbe und versetzung des endvocals; die 2te, meist mit geschlossener vorletzter sylbe und wiederholung des endvocals. t, welches in einigen wörtern der 1sten abtheil. als anfangsconsonant der letzten sylbe vorkommt, wird bei versetzung des endvocals zugleich gegen ĸ oder k — wie der endconsonant ist, — vertauscht, und als solches erweicht. Ans g-ĸ wird ṙṙ. Die endungen verändern sich also, wie folgt:
endconsonant ĸ. | endconsonant k. | |||
stammendung. | wurzelendung. | stammendung. | wurzelendung. | |
---|---|---|---|---|
1ste abtheilung: | teĸ, | rĸ; | tik, | gk. |
peĸ, | vĸ; | pik, | vk. | |
veĸ, | rf; | vik, | gf. | |
leĸ, | rdl; | lik, | gdl. | |
meĸ, | rm; | mik, | ngm. | |
neĸ, | rn; | nik, | ngm. | |
geĸ, | ṙṙ; | — | —. | |
2te abtheilung: | eĸ, | er; | ik, | ig oder ing. |
An die wurzelendung kommt dann zuerst für die mehrheit it, z. b.:
einh. | mehrh. | ||
---|---|---|---|
(zwinge) | ĸâteĸ, | ĸârĸit. | |
(wallross) | auveĸ, | aorfit. | |
(harpunleine) | aleĸ, | ardlit. | |
(wasser) | imeĸ, | ermit. | |
(zeigefinger) | tikeĸ, | tikerit. | |
(gans) | nerdleĸ, | nerdlerit. | |
(zelt) | tupeĸ, | tovĸit. | |
(gras) | ivik, | igfit. | |
(welle) | malik, | magdlit. | |
(barthaar) | umik, | ungmit. | |
(eule) | ugpik, | ugpigit. | |
(gränze) | kigdlik, | kigdlingit. |
Übrigens sind die meisten der hierher gehörigen wörter von der art, dass sie immer ein suffix haben, und also die einfachen zahlformen derselben wenig oder gar nicht vorkommen: von solchen wird hier eine mehrheitsform nur angenommen, um der daraus ersichtlichen wurzel willen. Im Subjectiv der einheit, wo ein solcher vorkommt, wird der endvocal in der regel gegen u vertauscht, z. b. erneĸ (sohn), ernerup; nagtoralik (adler), nagtoragdlup; nigeĸ (südwind), neṙṙup; — (dieses u hat den umlaut, §. 2, not.); — und in der noch seltenem zweiheitsform wird entweder der endvocal gegen a vertauscht, z. b. nagtoragdlak oder das k wird an den unversetzten — doch bei denen der 2ten abth. meist an den wiederholten — endvocal gehängt, z. b. ugpigik (s. o.).
29Zu der 1sten abth. dieser classe gehören die meisten wörter der hier angeführten endungen, nämlich die auf teĸ, tik, peĸ etc. mit davorstehendem stumpfem vocal; die in der 2ten abth. vorkommenden endungen — rneĸ, ngneĸ, rdleĸ, gdlik, vdlik, gkik, gpik, -́ssik, -lik, -keĸ, -neĸ — finden sich z. th. auch in der 1sten abth. dieser classe, und in der 1sten classe. Das genauere in dieser hinsicht bleibt dem wörterbuch überlassen, welchem es zukommt, bei jedem wort die classe anzugeben, welcher es angehört.
§. 32
In dieser 3ten classe finden einige dialectische verschiedenheiten statt, namentlich werden im nordgrönländischen dialect bei den zur 1sten abth. gehörigen wörtern auf meĸ, mik, neĸ, nik u. vik die beiden letzten wurzelconsonanten nicht verwechselt, da dann das n in neĸ u. nik wegfallen muss, also z. b. sanik (staub), mehrh. sángit statt sangnit, uvngit statt ungmit (s. o.); evrngit statt ermit (s. o.); órngit statt ornit (v. uneĸ achselhöhle), ivgit statt igfit (s. o.) u. dgl.; und ebendaselbst wird bei denen auf vik und veĸ hin und wieder das versetzte v gegen g oder ṙ vertauscht, z. b. iggit, aoṙṙit, statt igfit, aorfit (s. o.). Im südgrönländischen dialect werden nicht selten die wörter dieser classe, besonders die der 1sten abth., nach art der ersten classe behandelt, und mehrheitsformen wie atit (v. ateĸ, name), tupit (v. tupeĸ), alit (v. aleĸ) u. dgl. gebildet, statt arĸit, tovĸit, ardlit. Im Labradordialect ist dies bereits durchgehende regel geworden, daher dort diese ganze classe als solche bis auf wenige spuren verschwunden ist.
2. Suffixe.
§. 33
Zuerst ist zu bemerken, dass es für die 3te (eigentl. 3te u. 3te) person zweierlei suffixe giebt, die wir nach den stammformen derselben a-suffixe und e-suffixe nennen wollen. Erstere sind die gewöhnlichen; letztere werden angewendet in folgenden besonderen fällen: 1) Wenn ein gegenstand zugleich als thatziel und besitz desselben subjects dargestellt werden soll, so erhält derselbe ein objectives e-suffix, z. b.: arĸe taivâ er nannte seinen (eigenen) namen; — dagegen heisst arĸa taivâ: er nannte (eines andern) seinen namen. 2) Wenn von 3 in rede stehenden gegenständen, deren zwei einander thäter und thatziel sind, der 3te besitz des thäters und besitzer des thatziels ist, so erhält dieser dritte gegenstand ein subjectives e- suffix, z. b. igdlume ĸarmâ úpitípâ er zerstörte seines (eigenen) hauses mauer — (das haus ist hier besitz des zerstörers, und besitzer der mauer als seines bestandtheils, §. 72, 2); — dagegen: igdluata ĸarmâ úpitípâ er zerstörte (eines andern) seines hauses mauer.
30Man kann sich’s auch so merken: Wenn man den satz so umsetzt, dass das thatsubject — (der thäter) — 1ste person wird, und es kommt dann heraus: ich . . . meinen (meine, mein) . . ., oder: ich . . . meines (meiner) . . . . . ., — (wie in obigen beispielen: ich nannte meinen namen; ich zerstörte meines hauses mauer), — so muss ein e-suffix stehen, und zwar für „meinen (meine, mein)“ ein objectives, und für „meines (meiner)“ ein subjectives. In allen andern fällen stehen a-suffixe.
§. 34
Die an nennwörtern vorkommenden einfachen suffixe sind dann folgende:
1) a-suffixe der 3ten person: für die einheit des objects, objectiv: a, ak, at, sein, ihrbeider, ihr; subjectiv: ata1; für die zweiheit des objects, objectiv: k, ik (kik, gik), seine 2, ihrbeider 2, ihre 2, subjectiv: kit; für die mehrh. des objects, objectiv: e, ik, it2, seine, ihrbeider, ihre; subjectiv: isa.
2) e-suffixe der 3ten person, objectiv: e (ne), tik, sein (seine), ihr (ihre); subjectiv: nge, ngik3.
3) suffixe der 2ten person: objectiv u. subjectiv: t, tik, se, dein (deine), euerbeider, euer (eure).
4) suffixe der 1sten person: objectiv: ga (ra), vuk, vut, mein (meine), unserbeider, unser (unsere); subjectiv: nga3, nuk, ta.
1. Es gab hier früher zu den 3 objectiven suffixen auch 3 subjective: at, anik, ata, die sich aber nur im Conjunctiv u. Subjunctiv der redewörter ganz erhalten haben, s. §. 54; at soll jedoch in einigen gegenden auch an nennwörtern noch vorkommen.
2. Der südgrönl. dialect hat hier beides für „seine“ und „ihre“ e, und der Labradordial. umgekehrt für beides it.
3. Wegen der suffixe nge, ngik, nga, die an nennwörtern nie in dieser form, sondern immer als me, mik, ma vorkommen, s. §. 53, anm.
§. 35
Bei denjenigen dieser suffixe, die keine besondere form für das subjectsverhältniss, oder für die zweiheit und mehrheit des objects haben, bleiben die endlaute der einfachen zahlformen z. th. vor den suffixen stehen, nämlich der endconsonant der einheit vor tik, se, vuk und vut, woraus dann puk u. put wird*; — das p des Subjectivs vor den e-suffixen der 3ten person, und vor den suffixen der 2ten u. 1sten person (obgleich hier z. th. subjective formen bestehen); mit ng verschmilzt dieses p immer zu m; — das k der zweiheit überall, auch — wo es doch nicht hingehört — in der mehrheit vor ik (ihrbeider); und das t der mehrheit mit eingeschobenem i vor t (dein). Diese stehenbleibenden 31 laute haben sich überall mit den eigentlichen suffixen unzertrennlich verbunden, so, dass sie selbst da stehen bleiben, wo etwa das suffix nicht an die entsprechende zahlform gehängt wird. Wir haben es daher hier nicht sowohl mit den ursprünglichen suffixen §. 34 zu thun, als vielmehr mit diesen erweiterten formen derselben, wie sie in der tabelle pag. 20 aufgeführt sind, für deren anhängung an die wörter also regeln aufzustellen sind.
* Im Labradordialect ist dies nicht der fall, wodurch also dort mit diesen suffixen einheit und mehrheit einander gleich werden; im grönlandischen dagegen nehmen auch die auf einen vocal ausgehenden wörter hier einen endconsonanten an (ĸ).
§. 36
Die beiden classen der nennwörter, in denen lautversetzung statt findet, verhalten sich bei anhängung der suffixe einander entgegengesetzt, denn die wörter der 3ten classe nehmen alle suffixe, die in der 2ten classe an den versetzten endvocal kommen, an den unversetzten, und umgekehrt, die dort an den unversetzten endvocal kommen, an die wurzel. Hiernach bildet zuerst die mehrzahl aller suffixe 2 hauptgruppen, und die von diesen noch übrigen zerfallen weiter in 4, sämmtliche suffixe also in 6 abtheilungen*, wie folgt:
[Als beispiele dienen hier: aus der ersten classe: kivfaĸ diener, igdlo haus, pik ding, sache, igdlerfik kiste; aus der zweiten classe: nâlagaĸ herr, oĸauseĸ wort; aus der dritten classe 1ste abtheilung: ateĸ name, kamik stiefel; aus der dritten classe 2te abtheilung: erneĸ sohn, ássik abbild.]
1ste abtheilung: Die vocalisch anlautenden a-suffixe der 3ten person — a, ak, at, ata, e, it, isa — kommen in der 1sten und 2ten classe an den unversetzten endvocal, und in der 3ten classe an die wurzel. Z. b. (objectiv): kivfâ sein diener, igdlua sein haus, igdlerfia seine kiste, nâlagâ sein herr, oĸausia sein wort, arĸa sein name, kangma sein stiefel, ernera sein sohn, ássinga sein abbild, kivfai seine diener, igdlue seine häuser, igdlerfê seine kisten, oĸausê seine worte, kangme seine stiefeln, ernere seine söhne, kivfât ihr diener, oĸausiat ihr wort, ássingat ihr abbild etc. (subjectiv): kivfâta sein diener, od. ihr diener, kivfaisa seine od. ihre diener, oĸausîsa seine od. ihre worte, ernerata sein od. ihr sohn etc. etc.
Anm. 1. Bei den wörtern der 3ten classe geschieht die anhängung dieser suffixe immer gemäss der bildung der mehrheitsform; also hat der nordgrönl. dialect: kavnga sein stiefel, kavnge seine stiefeln etc., und wo eine mehrheitsform nach art der ersten classe gebildet wird, da hat man: atia sein name, kamia sein stiefel, kamê seine st. u. dgl. (s. §. 32).
Anm. 2. Im Labrador-dialect haben diese suffixe immer ein ng vor sich: nga, ngak, ngat, ngata, ngit (§. 34, anm. 2), ngita — (t für s ist dort sehr häufig), — und kommen so überall an den endvocal: 32 kivfanga sein diener, kivfangit und kivfangita seine od. ihre diener, oĸausinga sein wort, erninga sein sohn, atinga sein name etc.
2te abtheilung: Die subjectiven suffixe aller 3 personen, und alle suffixe für die zweiheit und mehrheit des objects, mit ausnahme der vorigen (1), kommen in der 2ten classe an den versetzten, in der 1sten und 3ten classe aber an den unversetzten endvocal; — manche wörter behalten jedoch in der einheit (des objects) den endconsonanten vor me, mik, ma und vit, woraus dann pit wird, nämlich 1) die anhängewörter -́nguaĸ, ssuaĸ, inaĸ u. dleĸ §. 29, 1 (doch keineswegs immer od. überall); 2) die auf k ausgehenden wörter, mit ausnahme der einsylbigen mit kurzem vocal, und 3) alle wörter der 3ten classe (auch nicht immer). Die wörter auf ik, und gewöhnlich auch die auf e und eĸ haben hier in der mehrheit sit und sik statt tit und tik, oft auch vsa statt vta. Also z. b. kivfama mein diener, od. meine d. (subjectiv), kivfakit seine 2 od. ihre 2 diener (subjectiv), od. deine 2 d. (objectiv), kivfatit deine d., kivfavat unsre diener, igdluvta unser haus od. unsere häuser (subjectiv), píka (objectiv) u. pima (subjectiv) meine sachen, igdlerfisik ihre (eigenen) kisten, nâlagkama mein herr od. meine herren (subjectiv), nâlagkavta unser herr od. unsere herren (subjectiv), nâlagkáka meine od. meine 2 herren, oĸautsivta unser wort od. unsere worte (subjectiv), oĸautsise eure worte, oĸautsisit deine worte, oĸautsíka meine worte, aterma mein name (subjectiv), atíka (objectiv) und atima (subjectiv) meine namen, ernerpit dein sohn (subjectiv), ernitik euerbeider söhne od. ihre (eigenen) söhne etc. etc.
Anm. 1. In der 3ten classe kommen auch hier einige dialectische verschiedenheiten vor, namentlich versetzung des endvocals bei einigen — (nicht bei allen, auch nicht immer bei denselben) suffixen, zuweilen mit vertauschung desselben gegen a, z. b. kangmáka meine stiefeln, kangmatit deine stiefeln, tugfisit deine schultern (v. tuvik, schulter), tuvíka u. tugfima meine schultern u. dgl. Diese abweichungen finden sich nur im nordgrönländischen dialect — (wo doch z. b. von kamik sonst kavng, nicht kangm als wurzel erscheint, s. §. 32), und sind vielleicht überreste der ursprünglichen formen; wenigstens spricht dafür das stehenbleiben des wurzelhaften endconsonanten.
Anm. 2. Es kommt hin und wieder vor, dass die wörter der 2ten classe hier nach art der 1sten classe behandelt werden, d. h. dass die suffixe an den unversetzten endvocal kommen, z. b. nâlagavta unser herr, nâlagatit deine herren; — doch ist dies weit seltener, als die gleiche behandlungsart der wörter der ersten classe, s. o., u. §. 32.
3te abtheilung: e oder ne, sein — (das einfache e-suffix). e kommt immer an die wurzel, und ne immer an den unversetzten endvocal. Bei den meisten wörtern kann nach belieben das eine od. andere angewendet werden, nur die der ersten classe auf o, oĸ, uk, ak 33 und ik, oder mit langem endvocal, und die der dritten classe 2ter abth. haben in der regel immer ne. Z. b. kivfe od. kivfane, igdlune, igdlerfine, nâlagke od: nâlagane, oĸautse, arĸe od. atine, kangme (kavnge) od. kamine; nuliaĸ (ehefrau): nulê od. nuliane. erneĸ hat mit diesem suffix ausnahmsweise erne, und eine andere ausnahme ist niarĸe von niaĸoĸ (kopf).
4te abtheilung: t dein. Wird ebenso angehängt, wie das t der mehrheit, also: kiufat, igdlut, igdlerfit, nâlagkat, oĸautsit, arĸit, kangmit (kavngit), ernerit, ássingit.
5te abtheilung: ga od. ra, mein. Kommt immer an den unversetzten endvocal; ga haben die wörter, die auf einen vocal oder k ausgehen, und ra die auf ĸ. Also: kivfara, igdluga, igdlerfiga, nâlagara, oĸausera, atera, kamiga, ernera, ássiga.
6te abtheilung: tik, ihr; tik, euerbeider; se, euer; puk, unserbeider; put, unser. Diese kommen immer an den endconsonanten, da dann die auf einen vocal ausgehenden wörter ĸ als solchen annehmen. Z. b. kivfartik, kivfarse, igdlorse, igdlerfigse, igdlerfigput, nálagarput, oĸauserse, atertik, ernerpuk etc. etc.
* Dieselben nummern, welche diese sechs abtheilungen hier führen, sind auch in der tabelle den suffixen vorgesetzt, die zu jeder derselben gehören.
§. 37
Ausser diesen allgemeinen regeln gelten noch besondere für einige wörter, bei denen die anhängung der suffixe mit vocalwechsel verbunden ist. Nämlich 1) gewisse wörter der ersten classe auf e, in denen dieses wahrscheinlich aus ik zusammengezogen, und daher hier als scharf — é — bezeichnet ist (s. §. 7, anm.), vertauschen vor den suffixen der 1sten abtheil. ihr end-e gegen a, also z. b. issé auge: issâ sein auge, issai seine augen etc.; nipé, stimme: nipâ seine st., nipât ihre st. etc.; timé körper, timâ sein k. etc. etc. Die übrigen suffixe werden wie bei andern wörtern auf e angehängt, also: issíka meine augen, timiga mein körper od. leib, timivut unsre leiber, nipise eure stimmen etc. etc., nur die der 6ten abth. sollen zuweilen mit vorstehendem g statt r vorkommen, z. b. iné platz, inigse euer platz, — also wie wenn das wort auf k endigte, was auch das ursprüngliche sein mag. Einzelne wörter haben auch wirklich noch beide endungen, z. b. tipik, mit suff. tivka (3te cl. 1ste abth.), und tipé, mit suff. tipâ, sein geruch. 2) Die wörter auf t verhalten sich hier auf ähnliche weise, indem sie nämlich als hülfsvocal vor den suffixen der 1sten abth. a, sonst aber i haben; an dieses i (e) kommt dann weiter ĸ vor den suffixen der 6ten abth. Also z. b. ûmat herz: ûmatâ (objectiv) u. ûmatâta (subjectiv) sein herz, ûmatit (objectiv) u. ûmativit (subjectiv) dein herz, ûmatiga (objectiv) u. ûmativit (subjectiv) mein herz, umaterse (objectiv) u. ûmativse (subjectiv) euer herz, 34 ûmaterput (objectiv) u. ûmativta (subjectiv) unser herz; autdlait flinte: autdlaisâ seine flinte, autdlaisit deine flinte, autdlaiserse eure flinte etc. etc. Bei denen auf at und ut (aber nicht bei denen auf it) können in der einheit puk, put u. pit (statt vit), seltener me, mik u. ma auch an das t — d. h. an die wurzel — gehängt werden, wobei dieses wegfällt, und dadurch die verhärtung des v in p verursacht; z. b. ûmaput unser herz, ûmapit dein herz (subjectiv); — auch tik und se können diese in der einheit auf gleiche weise annehmen, wobei aus tt und ts ss wird, z. b. ûmassik ihr (eigen) herz, ûmasse euer herz. Dies letztere ist jedoch vielleicht nicht allgemein. Als einfaches e-suffix können sie sowohl e als ne haben; vor e wird dann immer das t in n verwandelt, also z. b. ûmane od. ûmatine sein (eig.) herz, autdlaise od. autdlaisine seine (eig.) flinte. 3) Die anhängewörter ssuaĸ, -́nguaĸ u. aluaĸ (§. 29, 1) werfen vor den suffixen der 1sten abth. das a ab, was der bildung ihrer zahlformen (s. das.) entspricht; also z. b. pũnguaĸ säckchen: pûngua sein s., pũngue seine s.; — nicht pũnguâ, pũnguai.
3. Appositionen.
§. 38
Die bisher abgehandelten formen der nennwörter machen die beiden selbstständigen casus derselben aus, nämlich den Objectiv u. Subjectiv der einheit, zweiheit u. mehrheit mit und ohne suffix. Die abhängigen casus — §. 17 — werden bei nennwörtern ohne suffixe gebildet durch anhängung folgender appositionen:
der | Localis | der einheit durch | me, | der mehrheit durch | ne. |
- | Ablativ | - - | mit, | - - - | nit. |
- | Vialis | - - | -́kut, | - - - | tigut*. |
- | Terminalis | - - | mut, | - - - | nut. |
- | Modalis | - - | mik, | - - - | nik. |
Die hauptregel für die anhängung derselben ist, dass kut überall an den unversetzten, die übrigen alle an den versetzten endvocal kommen, wo überhaupt versetzung desselben statt findet. Hiervon weichen jedoch manche wörter etwas ab, nämlich 1) alle wörter, deren endconsonant vor den suffixen me, mik und ma stehen bleibt (§. 36, 2), behalten ihn auch hier vor m- und n-, doch, wie dort, nicht immer; — demnach wird also bei den wörtern der 3ten classe nur vor tigut der endvocal immer versetzt. 2) Die wörter auf at und ut können m- auch an die stelle des t, d. h. an a od. u nehmen, wie die mit p und m anfangenden 35 suffixe, s. §. 37, 2. Also z. b. 1ste classe: nuna land: nuname am land, od. auf dem l., nunamut zum l., od. ans l., nunákut über l., zu lande, nunane in den ländern, nunatigut durch länder etc.; ĸáĸaĸ berg: ĸáĸame auf dem berg, ĸáĸane auf den bergen, ĸáĸamut auf den berg etc.; savik messer: savingmik mit einem messer, savingnik mit messern etc.; kitdleĸ das westliche (§. 29, 1), kitdlerme am westlichen, kitdlernut zu den westlichen, kitdlîtigut — (denn die in der mehrheit ein überzähliges i haben, behalten es auch hier, wo nicht der endconsonant stehen bleibt) — durch die westlichen etc.; 2te classe: ĸôroĸ thal: ĸôrĸume im thal, ĸôrĸune in den thälern, ĸôrúkut durchs thal, ĸôrĸutigut durch thäler etc.; 3te classe: iluveĸ grab: iluverme im grab, iluvikut durch od. über das (od. ein) grab, iluvernut zu den gräbern, od. in die gräber, ilorfitigut durch die gräber etc. etc. — Die zweiheit unterscheidet sich hier überall von der mehrheit dadurch, dass das k derselben (als g od. ng) vor der apposition steht, also: ĸôrĸungne, ĸôrĸugtigut, iluvingnut etc. etc.
Das anhängewort tsiaĸ (s. §. 29, 2) dehnt den endvocal vor m- u. n-, z. b. ivssuatsiaĸ (moos): ivssuatsiâmik mit moos; nunatsiait: nunatsiânut nach nunatsiait — (ortsname).
* besteht aus der app. gut, dem t der mehrh. und einem eingeschobenen i.
§. 39
Die anhängung der appositionen an suffixe, d. h. an wörter, die zugleich ein suffix haben müssen — (wo die appositionen der mehrheit und kut angewendet werden), — zeigt die tabelle, in welcher die aus suffix und apposition bestehenden endungen so aufgeführt stehen, wie sie nach §. 36 anzuhängen sind; daher es hier nur weniger erklärungen bedarf. Zuerst ist hauptregel, dass von den objectiven suffixen nur die der 1sten abth., sonst überall die subjectiven suffixe die appositionen annehmen — (vgl. jedoch unten 3), — daher die 4 letzten abtheilungen der suffixe hier gar nicht in anwendung kommen. Vor n- bleibt das end-k der suffixe als g od. ng stehen, t dagegen — in at, it — fällt weg, und schärft den vorstehenden vocal. Dann gelten noch einige besondere regeln, nämlich:
1) In der einheit der 2ten person — dein, deine 2, deine — fällt das suffix ganz weg, und an dessen stelle kommt zuerst ein k-laut — g, ng — der aber bei wörtern, deren endconsonant ĸ ist, vor n- öfters gegen r vertauscht wird. In der 2ten classe, wo das suffix (vit) am versetzten endvocal steht, kommt vor n- entweder ng an den versetzten, od. r an den unversetzten endvocal, und daran die apposition. Die unterscheidung der zahl des objects fällt somit hier weg. Also z. b. kivfangnut od. kivfarnut zu deinem diener od. deinen dienern, igdlungnut 36 in dein haus od. deine häuser, igdlerfingne in deiner kiste od. deinen kisten, nâlagarne od. nâlagkangne bei deinem od. deinen herrn, aternik mit deinem od. deinen namen, igdlugkut durch dein haus od. deine häuser, nâlagkagkut durch deinen od. deine herrn, atigkut bei deinem od. deinen namen etc.
2) In der einheit der 1sten pers. — mein, meine 2, meine — fällt das a des suffixes (ma) weg, zugleich mit dem etwa davor stehenden r od. ng (§. 36, 2); in der mehrheit wird das a des suffixes vta gegen i vertauscht*, und aus vnuk wird überall vtik; z. b. kivfavne bei meinem diener od. meinen dienern, nâlagkavnut zu meinem od. meinen herrn, ativnik mit meinem od. meinen namen, ativkut bei meinem od. meinen namen, nâlagkavtine bei unserm od. unsern herrn, kivfavtnit von unserm diener od. unsern dienern etc. etc.
3) Zwischen die suffixe der 1sten abth. — (ausgen. a) — und kut od. gut ist entweder ein i eingeschoben, — in der mehrheit (des objects) stünde dann it beides für „seine“ und „ihre“ wie im Labr.-dial., s. §. 34, anm. 2; — oder die apposition ist auch hier an das subjective suffix gehängt, mit vertauschung des a (in ata, isa) gegen i, wie dann auch für die einheit des subjects und objects — (durch sein) — atigut statt agut vorkommt. Übrigens steht gut an den suffixen, die auf einen vocal ausgehen — me, vse, vta (vti) — sonst kut.
* Im südgrönl. dialect steht hier zuweilen u statt i, z. b. nâlagkavtunut zu unserm herrn u. dgl. Ebenda wird auch in der einheit der 1sten person öfters nuk statt nik an das suffix gehängt, z. b. ĸajavnuk mit meinem kajak, statt ĸajavnik.
§. 40
Zu diesen 5 appositionen giebt es noch eine sechste, die aber kein eigenes beziehungsverhältniss ausdrückt, sondern einen gegenstand mit dem Objectiv des satzes in gleiches verhältniss setzt, nämlich tut oder — nach i* — sut, mit der bedeutung: wie, gleichwie. Diese wird überall wie m- od. n- angehängt, z. b. kivfatut wie ein diener, igdlutut wie ein haus, ilivertut wie ein grab, kôrĸutut wie ein thal, kivfavtut wie mein diener, igdlugtut wie dein haus, igdlutut wie häuser etc. An suffixen kommt sie übrigens nicht oft vor. Dagegen nehmen auch die persönlichen deutewörter diese apposition an, und zwar an uma u. ko: taussumatut wie der, taukutut wie die.
* Nur das statt a stehende i im suffix „unser“ (§. 39, 2) behält tut: kivfavtitut wie unser diener.
§. 41
Ausser dem hier abgehandelten gebrauch der appositionen kommt auch ein uneigentlicher gebrauch derselben vor, nämlich dass eine an die andere gehängt wird. So steht namentlich sut am Localis, sowohl 37 der nennwörter als der deutewörter, z. b. nunamisut wie auf dem lande, pavanisut wie oben u. dgl.; der Localis uvdlume (von uvdloĸ tag), der in der bedeutung „heute“ zur partikel geworden ist, nimmt ausserdem auch kut u. mit an: uvdlumikut heutiges tags, uvdlumimit (im vergleich) gegen heute; seltener mut: uvdlumimut bis auf den heutigen tag; — und bei den deutewörtern wird zuweilen im Vial. u. Abl. an die deutewortapposition die entsprechende nennwortapposition gehängt, z. b. mânakut und mátumûnakut (von ma hier), in der ausschliesslichen bedeutung: jetziger zeit, gegenwärtig; ivkunánganit (im vergleich) gegen jene, tássángnanit gegen da, mátumánganit gegen diesen hier etc.
Wie die stehenbleibenden endlaute der einfachen zahlformen sich mit den daran gehängten suffixen unzertrennlich verbunden haben, so scheint auch hier m in me, mit, mut, mik das erweichte p des Subjectivs, n in ne, nit, nut u. nik das erweichte t der mehrheit, und k in kut stellvertreter des endconsonanten zu sein, welche laute sich dann mit einer ursprünglicheren, kürzeren apposition unzertrennlich verbunden hätten. Diese ursprünglichen appositionen waren also: für den Loc. e, für den Abl. it, für den Term. (u. Vial.) ut, für den Mod. ik, und der Vialis wäre vom Term. als eine besondere beziehungsform dadurch unterschieden, dass das zeichen desselben statt an die subjective, an die objective form des worts gehängt ist, — wenn nicht etwa hier gut die ursprüngliche apposition ist, worauf u. a. die form tigut zu deuten scheint.
B. Ins besondere.
(Es sind hier gewisse classen der nennwörter zu erwähnen, bei welchen die gewöhnliche beugung auf eine mehr oder weniger eigenthümliche weise angewendet ist.)
1. Zahlwörter.
§. 42
Hinsichtlich der zählweise ist zuerst zu bemerken: Man zählt im grönländischen nicht wie bei uns, bis 10, sondern nur bis 5, d. h. nur die eine hand zu ende; dann fängt man mit denselben zahlwörtern an der andern hand an, und darauf eben so erst am einen und dann am andern fuss. Sind alle finger und zehen ausgezählt, so ist „ein mensch zu ende,“ und man fängt dann am zweiten menschen an; wenn auch der zu ende ist, am dritten etc. Hiernach zerfallen die hier in anwendung kommenden wörter in eigentliche zahlwörter, von 1 bis 5 (auch 10), und theilwörter, welche anzeigen, an welchem gliede, d. h. in welchem fünfer man zahlt.
Die eigentlichen zahlwörter sind dann folgende: atauseĸ 1, mardloĸ 2, pingasoĸ (pingajoĸ) 3, sisamaĸ 4, tatdlimaĸ 5; ĸuleĸ 10. Dies sind die stammformen; sobald man aber etwas wirklich damit zählt, 38 steht immer für 2 die zweiheitsform, und für 3, 4, 5, 10 die mehrheitsform, also: atauseĸ 1, mardluk 2, pingasut 3, sisamat 4, tatdlimat 5; ĸulit 10. Die theilwörter sind: arfineĸ an der andern hand, arĸaneĸ am ersten fuss, arfersaneĸ am andern fuss. Diese werden den vorigen unverändert vorgesetzt: arfineĸ-atauseĸ 6, arfineĸ-mardluk 7, arfineĸ-pingasut 8, arĸaneĸ-pingasut 13 etc. etc. Für 6, 11 u. 16 braucht man statt arfineĸ-atauseĸ etc. wenigstens ebenso häufig die mehrheitsformen der durch das anhängewort lik (§. 31) verlängerten theilwörter: arfinigdlit, arĸanigdlit, arfarsanigdlit, eigentlich: die (einen) an der andern hand, d. i. den 6ten haben, die den 11ten haben, die den 16ten haben.
Als theilwörter dienen auch noch: igdluane an seinem andern (nämlich der hand oder des fusses, von igdloĸ das andere zweier zusammengehörenden dinge), und isigkane an den füssen (von isigaĸ fuss), z. b. igdluane mardluk an der andern (hand) 2, d. i. 7; isigkane mardluk 12 etc. Im nordgrönl. dialect soll es auch noch ein theilwort geben für 21 (eins am andern menschen), nämlich ungna, od. ungnissut; — und ein ebenfalls nur als provincialismus vorkommendes zahlwort ist ĸulit-iluat od. ĸulailuat der zehn (ihr) inneres, d. i. 9.
§. 43
Neben den obigen stammformen der eigentlichen zahlwörter bestehen für 2, 3, 4, 5 u. 10 noch andere, an sich aber ungebräuchliche auf k: mardluk, pingasuk, sisamak, tatdlimak, ĸulik, wie es scheint, mit der bedeutung: zweiter, dritter etc., deren mehrheitsformen — mardluit, pingasuit, sisamait, tatdlimait, ĸulingit (3te classe 2te abth.) — gebraucht werden, um die mehrfache mehrheit auszudrücken, näml. wenn die als einheiten gezählten gegenstände selbst mehrheiten sind, und als solche bezeichnet werden sollen, z. b. âtât sisamait 4 truppen seehunde, — eigentl. vierte seehunde (nicht blos ein vierter). Von atauseĸ wird mit dieser bedeutung eine mehrheitsform nach art der 2ten classe gebildet, z. b. inuiait atautsit ein volk (inuiak ein mensch mit mehreren); und für 6, 11 und 16 dienen hier die mehrheitsformen der theilwörter: arfernit od. arfinerit, arĸarnit od. arĸanerit, arfersarnit od. arfersanerit (3te cl., 1ste od. 2te abth.). Erforderlichen falls können auch die entsprechenden zweiheitsformen gebildet werden, z. b. ajagssautik atautsik eine (zweizinkige) gabel.
§. 44
Mit dem suffix at (ihr) erhalten die zahlwörter von 3 an und die theilwörter die bedeutung unsrer ordnungszahlen; für atauseĸ und mardluk braucht man hier sujugdleĸ der vorderste, erste, und aipaĸ gefährte. Also: sujugdleĸ der 1ste, aipâ sein (nämlich des ersten) gefährte, d. i. der 2te, pingajuat (der 2) ihr 3ter — (nicht pingajuak; vgl. §. 14, anm.), sisamât (der 3) ihr 4ter, tatdlimât (der 4) ihr 5ter, arfernat (der 5) ihr 39 6ter, arfineĸ-aipât (der 6) ihr 7ter etc., ĸulingat (der 9) ihr 10ter, arĸarnat (der 10) ihr 11ter etc. etc. Es versteht sich, dass jedes beliebige suffix angehängt werden kann, wenn es nöthig ist; es kommt aber der natur der sache nach nicht leicht ein anderes vor, als (a oder) at, und dessen subjectsform áta. Der Mod. der zahlwörter bedeutet: so vielmal, s. §. 86, 1; und der Vial.: auf so vielmal, — wird jedoch gewöhnlich noch weiter verlängert, s. §. 138, no. 4.
§. 45
Die gränze, bis zu welcher obige zahlwörter an und für sich reichen, ist arfersaneĸ-tatdlimat 20, wofür man, wie oben erwähnt, auch sagt: inuk nâvdlugo (Infinitiv von nâvâ er beendigt es) einen menschen zum ende, oder: inûp avatai nâvdlugit des menschen äussere gliedmaassen zu ende. Der 2te mensch heisst dann: inûp aipagssâ — (besteht aus aipaĸ, gefährte, und dem anhängewort gssaĸ, seinsollender (§. 120), mit dem suffix a); — ebenso der 3te mensch: inûp pingajugssâ, der 4te inûp sisamagssâ etc. Diese ausdrücke werden, sobald es über 20 geht, im Localis den zahlwörtern vorgesetzt, z. b. inûp aipagssâne mardluk am 2ten menschen 2, d. i. 22; inûp aipagssâne ĸulit am 2ten menschen 10, d. i. 30; inûp pingajugssâne arĸaneĸ-pingasut am 3ten menschen 13, d. i. 53; inûp sisamagssâne arfersaneĸ-tatdlimat oder inûp sisamagssâ nâvdlugo 80 etc. etc. Auch sagt man z. b. inuit pingasut nâvdlugit, atauseĸ inordlugo 3 menschen zu ende bis auf eins — (eigentlich: eins nicht erreichend), d. i. 59; u. dgl.
Man sieht, dass dieses ganze zählsystem nur für die bedürfnisse des gemeinen lebens berechnet ist, für welche es dann auch vollkommen ausreicht. Um grössere zahlen auszudrücken, fehlt es der sprache zwar nicht ganz an mitteln, — z. b. inuit ĸulit tatdlima nik (Mod., §. 86, 1) ĸuleriartut (§. 128, no. 66) nâvdlugit 10 menschen 5 mal 10 mal genommen zu ende, d. i. 10000; — aber in den allermeisten fällen erfordert dies eine sehr lange, und daher schwer fassliche umschreibung, daher man nicht unzweckmässig zu diesem behuf einige europäische zahlwörter zu hülfe genommen hat. Für das gewöhnliche genügen „hundert“ und „tausend,“ nach grönländischer aussprache und schreibart: untrîte* und tûsinte (vom dänischen: tusind); es ist aber dabei zu beachten, dass diese nicht als wirkliche zahlwörter, sondern immer nur als theilwörter betrachtet und behandelt werden können, daher 100 und 1000 immer heissen müssen: untrîtigdlit (die den 100sten haben) und tûsintigdlit (die den 1000sten haben). Und so wie man, um die zahl in redewortform auszudrücken, bei den eigentlichen zahlwörtern zwar sagt: pingasũput (§. 126) es sind 3, sisamáuput es sind 4 etc., dagegen aber bei den theilwörtern: arfineĸarput (§. 124) sie haben den 6ten, für: es sind 6, — ebenso muss 40 man auch hier sagen: untrîteĸarput sie haben den 100sten, für: es sind 100; tûsinteĸarput sie haben den 1000sten, für: es sind 1000. Die zahl der hunderte und tausende wird dann angedeutet durch vorsetzung der gewöhnlichen zahlwörter im Modalis (nach §. 86, 1), und was über ein volles hundert ist, wird nach der gewöhnlichen weise zugesetzt, z. b. mardlungnik tûsintigdlit, tatdlimánik untrîtigdlit, inûvdlo pingajugssâne arĸaneĸ-mardluk, wörtlich: die 2mal den 1000sten haben, die 5mal den 100sten haben, und am 3ten menschen 12, d. i. 2552. Ebenso: inûp aipagssâ nâvdlugo tûsintigdlit 40000, mardlungnik untrîtingnik tûsintigdlit, inûvdlo pingajugssâne ĸulínik tûsintigdlit, 200000 u. 50000, d. i. 250000 etc. Will man noch weiter gehen, so kann man auf dieselbe weise miliûne (miliûnigdlit, miliûneĸarput) dazu nehmen.
* Die dehnung des vocals scheint hier folge der unregelm. consonantenverbindung ntr zu sein.
2. Ortswörter.
§. 46
Unter dieser benennung verstehen wir gewisse nennwörter, die einen ort oder raum mit bezug auf seine lage gegen einen andern gegenstand benennen, nämlich zuerst folgende:
at (mit suffix: atâ), das untere, der raum unter ihm.
ĸut, ĸulé (mit suff.: ĸulâ), das obere, der raum über ihm.
sak, sâk (mit suff.: sâ), die vordere (breite) seite; auch, was in der richtung der breite davor liegt.
sujo (mit suff.: sujua), das vordere ende; auch, was in der richtung der länge davor liegt.
tuno (mit suff.: tunua), die hintere (breite) seite; auch, was in der richtung der breite dahinter liegt.
kingo (mit suff.: kingua), das hintere ende; auch, was in der richtung der länge dahinter liegt.
sáne (mit suff.: sánia), das nebige, der raum neben ihm.
ake (mit suff.: akia), das gegenüberliegende, entgegengesetzte.
iluk (mit suff.: ilua), das innere, der innere raum.
silat (mit suff.: silatâ), das äussere, der äussere (umgebende) raum.
ĸak, ĸâk (mit suff.: ĸâ), das auswendige, die oberfläche.
avat (mit suff.: avatâ), das ferne, die äussersten theile.
kit (mit suff.: kitâ), die see- (od. west-) gegend, das seewärts gelegene.
kange (m. suff.: kangia), die land- (od. ost-) gegend, das landw. gelegene.
kujat (mit suff.: kujatâ), die südgegend, das südwärts gelegene (wie §. 20, 6).
avangnaĸ (mit suff.: avangnâ), die nordgegend, das nordwärts gelegene (wie §. 20, 5).
Von den hier vorkommenden doppelten formen — ĸut, ĸulé; ĸak, ĸâk; sak, sâk — ist zu bemerken, dass die suffixe an die längeren — ĸulé, ĸâk, sâk — gehängt, ableitungen dagegen meist von den kürzeren gemacht werden.
41Alle diese wörter haben das mit einander gemein, dass sie ohne suffix nur im Terminalis vorkommen, wo sie unsern mit hin- oder -wärts zusammengesetzten adverbien entsprechen, wie folgt: ámut, abwärts, hinunter; ĸúmut aufwärts, hinauf; (sangmut1 und) sujumut vorwärts; (tunumut1 und) kingumut rückwärts; sánimut seitwärts; akimut hinüber; ilungmut hinein;2 silámut hinaus;2 ĸangmut aussen hin, auf die oberfläche; avámut hinaus zu, in die ferne; kímut seewärts, nach westen; kangimut landwärts, nach osten; kujámut südwärts; avangnamut nordwärts. Mit suffixen dagegen kommen sie in allen verhältnissen vor, am häufigsten mit suffix und apposition zugleich, und entsprechen dann unsern ortspräpositionen, z. b. atâne in seinem unteren, d. h. unter ihm, ativtine unter uns, ativsine unter euch, atânit von drunter her, ativtigut unter uns hin, ĸulâgut drüber hin, tunungne hinter dir, tunuvnut hinter mich, sániane neben ihm, akiane drüben, auf oder an dem ihm gegenüberliegenden, iluane in ihm, iluvsine in euch, iluanit von (seinem) innen heraus, ĸânut drauf, kitâne westlich von ihm etc. etc.
1. sangmut u. tunumut werden nicht leicht anders gebraucht, als von den wolken, wenn sie westwärts (sangmut) od. ostwärts (tunumut) ziehen.
2. Bei drehender bewegung, sowohl des körpers, als anderer gegenstände, — z. b. einer schraube, thürklinke u. dgl. — bedeutet ilungmut: links herum, und silámut: rechts herum.
§. 47
Dann gehören hieher noch folgende, die sich von den vorigen nur durch eine geringere beugungsfähigkeit unterscheiden: 1) tungé richtung, gegend, seite, — kommt ohne suff. gar nicht, mit suff. aber in allen verhältnissen vor: ĸáĸap tungâne in der richtung des berges, nach dem berg zu; tungivtinut nach uns zu, sâmiup tungâ die seite der linken (hand), d. i. die linke seite, mátuma tungâ diese seite u. dgl.; 2) sáĸaĸ die sonnenseite, alángoĸ die schattenseite, agssoĸ die windseite, orĸoĸ die schutzseite; diese 4 kommen vor mit suffixen der 3ten pers. in allen casus: sáĸâ seine sonnenseite, alángua seine schattenseite etc., und die beiden letzten ausserdem im Termin. ohne suff.; agssumut gegen den wind, orĸumut vor dem wind (hin). 3) sangmissorneĸ, mit suff. sangmissornera seine dem strom (im wasser) zugewendete seite, angivdlertaĸ, mit suff. angivdlertâ seine vom strom abgewendete seite, — kommen weder mit andern suffixen, noch auch ohne suffix vor, wohl aber mit app. (am suffix). 4) ilerfaĸ die rechte (bequeme, gute) seite, ínardluk die linke (unbequeme, falsche) seite od. gegend; — diese beiden werden meist nur vom kajak gebraucht, und zwar im Term. ohne suffix, und mit suff. der 3ten pers. (a, áta) ohne u. mit appos., auch ergänzt durch tungé: ilerfap tungâ od. ilerfâta tungâ. 5) kigdloĸ die verkehrte 42 richtung; kommt vor in der stammform, — z. b. kigdloĸ sãpâ er wendet sich dem verkehrten zu, — und im Term. und Vialis ohne suffix: kigdlormut nach der verkehrten seite, kigdlukut durchs verkehrte, den verkehrten weg; sonst wird es durch tungé ergänzt: kigdlup tungâ die verkehrte seite, kigdlup tungânit von der verkehrten seite her. 6) ase ein anderer ort; — kommt vor im Loc., Abl. u. Term. ohne suffix: asime anderswo, asimit anderswo her, asimut anderswo hin, — und mit suff. der 3ten pers. und app.: asiane in od. an seinem anderswo, d. h. da wo er nicht ist, anderswo als er, asianit von (seinem) anderswo her etc. 7) ute rückweg; kommt nur vor im Term. ohne suff.: utimut zurück, heim (dahin, wo man hergekommen ist). 8) tuke od. tukik (3te cl. 2te abth.) längsrichtung; hat den Term. ohne suff., und den Abl. mit suff. a: tukimut der länge nach, tukínganit von den enden her, in der richtung seiner länge. 9) upik (3te cl. 1ste abth.), kommt kaum anders vor, als mit dem suff. a ohne (?) app., indem es übrigens durch tungé ergänzt wird: uvka od. uvkata tungâ seine hergewandte seite.
3. Personwörter.
§. 48
Es findet im grönländischen keine andere bezeichnung der person statt, als durch suffixe, daher auch diejenigen wörter, die in den verhältnissmässig wenigen fällen, wo dergleichen erforderlich ist, als personwörter zur schlechthinnigen bezeichnung der person dienen, erst durch die daran gehängten suffixe zu solchen werden. So zuerst die eigentlichen personwörter: für die 1ste pers.: einh. uvanga ich, zweih. uvaguk wir beide, mehrh. uvagut wir; für die 2te pers.: einh. ivdlit du, zweih. ilivtik ihr beide, mehrh. ilivse ihr. (Für die 3te pers. giebt es keins, da nöthigenfalls die persönlichen deutewörter ausreichen.) Hier sind die endungen vtik u. vse die unveränderten subjectiven suffixe für die zweiheit und mehrheit der 2ten person; ivdlit scheint mit lautversetzung aus ilivit zusammengezogen zu sein — (im Labr.-dialect heisst es igfit, d. i. ilvit, s. §. 7), — und nga, guk, gut sind hier vielleicht nur andere formen für ma, vuk, vut, mit wechsel des p- und k- lauts. Als stämme ergeben sich dann für die 1ste pers. uva, für die 2te ile. (Es ist nicht unwahrscheinlich, dass diese beiden stämme mit den deutewörtern uv (hier) und ik (dort) wurzelverwandt sind, und nur den begriff derselben als ein selbstständiges etwas aufgefasst ausdrücken; dann wäre also die grundbedeutung von uvanga: meine hierheit, und von ivdlit: deine dortheit.) Eine besondere subjectsform haben diese wörter nicht, daher sie also unter umständen auch die bedeutung: mein, 43 dein, unser etc. (statt ich, du, wir etc.) haben können. Dagegen nehmen sie alle appositionen an, und zwar ganz wie andere nennwörter mit suffixen der 1sten u. 2ten person, nach der allgemeinen regel §. 39. Ihre ganze beugung ist also in der einheit und mehrheit folgende:
einheit. | mehrheit | |
---|---|---|
Objectiv u. Subjectiv |
uvanga ich (mich). | uvagut wir (uns). |
ivdlit du (dich). | ilivse ihr (euch). | |
Localis | uvavne bei mir. | uvavtine bei uns. |
ilingne bei dir. | ilivsine bei euch. | |
Ablativ | uvavnit von mir. | uvavtinit von uns. |
ilingnit von dir. | ilivsinit von euch. | |
Vialis | uvavkut durch mich. | uvavtigut durch uns. |
iligkut durch dich. | ilivsigut durch euch. | |
Terminalis | uvavnut zu mir. | uvavtinut zu uns. |
ilingnut zu dir. | ilivsinut zu euch. | |
Modalis | uvavnik mit mir. | uvavtinik mit uns. |
ilingnik mit dir. | ilivsinik mit euch. | |
uvavtut wie ich. | uvavtitut wie wir. | |
iligtut wie du. | ilivsisut wie ihr. |
In der zweiheit steht dann vtingn- für vtin- und vsin- (der mehrheit), und vtikut für vtigut und vsigut, s. die tabelle.
Im südgrönl. dialect werden die appositionen in der mehrheit (und zweih.) von uvanga sehr allgemein auf eine unregelmässige weise angehängt, nämlich wie an einen stamm uvago: uvaguvtine, uvaguvtinit etc.; — wahrscheinlich, weil man sich der bestandtheile der form uvagut nicht mehr bewusst ist.
§. 49
Obigen beiden stämmen gleichen einige andere darin, dass sie mit den suffixen: mein, dein etc. die bedeutung: ich, du etc. erhalten, unterscheiden sich aber von ihnen u. a. dadurch, dass ein und derselbe stamm für alle drei personen gebraucht wird, und dass die bedeutung des stämmes selbst die hauptsache bleibt, daher man sie uneigentliche personwörter nennen könnte. Dahin gehören 1) kise alleinheit, tamaĸ gesammtheit u. iluíngaĸ ganzheit, welche durch angehängte suffixe folgende formen und bedeutung erhalten:
Acc. | kisiat ihn allein | tamât ihn ganz | iluíngât ihn ganz |
Nom. | kisime er allein | tamarme er ganz | iluíngarme er ganz |
kisivit du od. dich allein | tamarpit du od. dich ganz | iluíngarpit du od. dich ganz | |
kisima ich od. mich allein | tamarma ich od. mich ganz | iluíngarma ich od. mich ganz. | |
44 Acc. | kisîsa sie allein | tamaisa sie alle | iluíngaisa sie ganz |
Nom. | kisimik sie allein | tamarmik sie alle | iluíngarmik sie ganz |
kisivse ihr od. euch allein | tamavse ihr od. euch alle | iluíngavse ihr od. euch ganz | |
kisivta (vsa) wir od. uns allein | tamavta wir od. uns alle | iluíngavta wir od. uns ganz. |
(eigentlich: seine alleinheit, deine alleinheit, meine alleinheit, seine ganzheit etc.)
Hier sind also überall die subjectiven suffixe angehängt — (at ist die ältere form für ata, s. §. 34, anm. 1),— und für die 3te pers. bilden die a-suffixe einen Acc., und die e-suffixe einen Nom., was ihrer anwendung am Conjunctiv und Subjunctiv der redewörter entspricht (s. §. 54). Ausser den entsprechenden suffixen für die zweiheit — z. b. kisivnuk wir beide allein — nehmen diese stämme keine anderen suffixe an, als die oben angeführten. Appositionen kommen bei tamaĸ in der einheit der 3ten pers. nicht vor, und für die mehrheit der 3ten pers. werden sie an tamat (mehrheit ohne suffix) gehängt, also: tamane bei allen, überall, tamanit von allen, tamatigut allenthalben, tamanut zu allen, tamanik mit allen. Dagegen stehen sie zuweilen am suffix der zweiheit: gik, z. b. tamagingne überall — (vielleicht s. v. a. hier u. dort, oder hier u. anderswo, oder beiderseits). In der 2ten u. 1sten pers. kommen sie an die suffixe nach allgemeiner regel (§. 39), eben so bei kise und iluíngaĸ, wo sie jedoch nur selten in anwendung kommen. Der blosse stamm dieser wörter kommt nie vor. Ferner gehören hierher: 2) nalinginaĸ allerlei, irgend was. Dieses ist ohne suff. als gewöhnliches nennwort in häufigem gebrauch, erhält aber durch anhängung der subjectiven suffixe die bedeutung eines personworts: jeder, wie folgt: nalinginaisa (Acc.) jeden von ihnen, nalinginarmik (Nom.) jeder von ihnen, nalinginavse jeder (od. jeden) von euch, nalinginavta jeder (od. jeden) von uns. Mit andern suffixen kommt es nicht vor. 3) ingme, zweih. u. mehrh. ingmik, selbst. me (mik) ist hier das subjective e-suffix, also der stamm ik. Dieses kommt nicht leicht anders vor, als mit appositionen: ingmine bei sich selbst, ingmikut durch sich selbst, oder für sich selbst (getrennt allein), ingminit von sich selbst, ingminut zu sich selbst; mehrh. ingmingne etc.; — gewöhnlicher dient jedoch die einh. auch für die zweih. u. mehrh. Um es auch für die beiden andern personen anwendbar zu machen, wird es zuweilen kurzweg als blosser stamm behandelt, und ihm noch ein suffix u. appos. angehängt, z. b. ingmivtinit von oder aus uns selbst; sonst aber wird es ersetzt durch ein anderes wort, nämlich 4) nangmineĸ, selbst, eigen. Dieses wird entweder den eigentlichen personwörtern und persönlichen deutewörtern unverändert 45 nachgesetzt, z. b. uvanga nangmineĸ ich selbst, ilivse nangmineĸ ihr selbst, taukua nangmineĸ diese selbst etc. — (auch dem vorigen: ingminik nangmineĸ (er) sich selbst, oder mit sich selbst); — oder es nimmt die suffixe u. appositionen derselben an, und steht dann allein, z. b. nangminivtinit aus uns selbst, aus unserm eigenen. Endlich werden 5) mit der endung von tamaĸ und iluíngaĸ — maĸ, ngaĸ — von einigen redewörtern (od. eigentl. verbalstämmen) ähnliche personwörter gebildet, z. b. katíngarmik sie in (gesammelten) haufen, mit einander, von katíput (mehrh.) sie sammeln sich; doch sind solche z. th. nicht allgemein gebräuchlich. Auch iluíngaĸ ist selbst auf diese weise gebildet, von iluípoĸ es ist ganz, unvermindert.
4. Deutewörter mit suffixen.
§. 50
Eine eigenthümliche anwendung der nennwortbeugung besteht darin, dass den appositionen der deutewörter wie nennwörtern suffixe und appositionen angehängt werden, und zwar immer so, dass die vor und nach dem suffix stehenden appositionen einander entsprechen. Z. b. uvane (Loc.) hier, daran das suffix a (sein), und daran wieder das Localiszeichen ne, wird: uvaniane in seinem hier; ebenso: uvánga von hier, uvángânit von seinem hier (aus); ugûna hier, an dieser stelle, ugûnavkut an meinem hier (mich an dieser stelle); mátumínga mit diesem hier, mátumíngaminik mit seinem dieses hier; mákunínga mit diesen, mákuníngarnik mit deinen diesen u. dgl. Von den persönlichen deutewörtern können auch die einfachen zahlformen so behandelt werden, z. b. mána dieses, mánâ sein dieses, máko diese, makue seine diese.
Es liegt in der natur der sache, dass dergleichen bildungen hauptsächlich nur in mündlicher erzählung ihre anwendung finden, wo die begleitenden geberden oft eben so viel und mehr ausdrücken, als die gebrauchten worte. Übrigens werden die deutewörter auch bei annahme einiger anhängewörter eben so behandelt.
46Dritter abschnitt.
Formen der redewörter.
A. Im allgemeinen.
1. Modusbildung.
§. 51
Die beugung der redewörter ist, obgleich einerseits mannigfacher, als die der nennwörter, doch auch andrerseits weit einfacher darum, weil hier die wurzel gar nicht in betracht kommt, denn die etwanige veränderung des stammes beschränkt sich darauf, dass der letzte laut desselben mit der daran gehängten endung verschmilzt oder nach §. 6 verändert wird. Zwar werden öfters von stämmen auf ĸ und k, besonders solchen, die auch als nennwörter im gebrauch sind (§. 12), redewörter gebildet mit gänzlicher abwerfung des endconsonanten; dann verhält sich aber auch der stamm ganz wie auf einen vocal ausgehend. Das, was ausser den anzuhängenden personzeichen und suffixen eigentlich verändert wird, ist der ausbildungszusatz §. 12, durch dessen veränderung die verschiedenen modus gebildet werden. Für zwei derselben — den Optativ und Infinitiv — besteht der ausbildungszusatz aus dem blossen moduszeichen (§. 52); in den übrigen dagegen steht vor diesem noch ein besonderer laut, der character, der wieder zweierlei ist: ein hauptcharacter, für die selbstständigen modus (Indic. Interr.), und ein bindecharacter, für die abhängigen, bei gegenseitiger verbindung der redewörter in anwendung kommenden modus (Conjunct., Subjunct., Particip). Der hauptcharacter ist v, woraus nach consonanten p wird — (t als endconsonant des stämmes fällt weg, und aus ĸ und k werden r und g nach §. 6), — und die stämme auf é, deren es auch hier giebt, vertauschen dieses mit sammt dem v gegen á. Der bindecharacter ist g, welches aber immer mit dem etwanigen endconsonanten des stammes in einen laut verschmilzt, nämlich aus ĸg wird r, aus kg wird -́k, und aus tg auch -́k, oder (im Conjunct. zuweilen) -́n. Hiernach zerfallen die redewörter in 5 classen, und die endung des stammes (die sich aus der hier beigefügten normalform §. 52, anm. 1. erkennen lässt) verändert sich in jeder derselben, wie folgt — (- bedeutet hier einen stumpfen endvocal: a, e oder o):
endung der normalform. |
endung des stammes | |||
---|---|---|---|---|
ohne zusatz. | mit d. hauptchar. | mit d. bindechar. | ||
1ste classe: | (rpoĸ, rpâ) | ĸ, | rp, | r. |
2te classe: | (gpoĸ, gpâ) | k, | gp, | -́k. |
47 3te classe: | (-́poĸ, -́pâ) | t, | -́p, | -́k (-́n). |
4te classe: | (voĸ, vâ) | — | -v, | -g. |
5te classe: | (aoĸ, â [gâ, râ, ĸâ]) | é, | á, | ig. |
[An eine dieser 3 grundformen — stamm, hauptcharakter, bindecharakter — kommen die in der tabelle stehenden endungen, wie dort bei jedem modus bemerkt ist. Z. b.
Stamm atoĸ (brauchen), m. d. hptch. atorp, m. d. bdch. ator:
Indic. atorpoĸ es wird gebraucht; Interr. atorpa wird es gebr.? Conjunct. atormat weil es g. wird; Subjunct. atorpat wenn es g. wird; Opt. atordle es werde g.; Infin. atordlugo es brauchen; Vblpart. atorâ (ihn) dass er es b.
Stamm nâlak (gehorchen), m. d. hptch. nâlagp, m. d. bdch. nâlák:
Ind. nâlagpâ er gehorcht ihm; Interr. nâlagpiuk geh. du ihm? Conj. nâlákangma weil du mir geh.; Subjunct. nâlagpatit wenn er dir g.; Opt. nâlagdliuk er geh. ihm! Inf. nâlagdlugo ihm geh.; Vblp. nâláka dass er ihm geh.
Stamm tikit (ankommen), m. d. hptch. tikíp, m. d. bdch. tikík:
Ind. tikípunga ich bin angek.; Interr. tikípise seid ihr angek.? Conjunct. tikíkavta als wir ankamen; Subjunct. tikíkunik wenn sie ankommen; Opt. tikitdlata möchten wir ank.! Inf. tikitdlunga (ich) ankommend.
Stamm asa (lieben), m. d. hptch. asav, m. d. bdch. asag:
Ind. asavâtit er liebt dich; Int. asavinga l. du mich? Conjunct. asangmagit weil er sie l.; Subjunct. asaguvsigik wenn ihr sie l.; Opt. asasiuk liebt ihn! Inf. asavdlugit (§. 52) sie lieben; Vblp. asagíka dass ich sie liebe.
Stamm pigé (besitzen), m. d. hptch. pigá, m. d. bdch. pigig:
Ind. pigâra ich besitze es; Interr. pigáisiuk besitzt ihr es? Conjunct. pigingmassuk weil sie es bes.; Subjunct. pigigugko wenn du es besitzest; Opt. pigûk (§. 56, not.) besitze es! Inf. pigálugo es besitzen etc. etc.
Da dieses bei allen bejahenden* redewörtern auf gleiche weise geschieht, so dass es — ausgen. für den Imperativ (s §. 53 u. §. 56, nt.) — keiner weiteren regel bedarf, so ist in den folgenden §§. nur beabsichtigt, die beschaffenheit jener endungen zu erläutern, und auf einige eigenthümlichkeiten derselben aufmerksam zu machen.]
* die verneinenden weichen etwas ab, s. §. 61.
§. 52
Zuerst kommt dann an eine der obigen grundformen das moduszeichen. Dabei ist zu bemerken: 1) dass der Indicat. zwei moduszeichen hat: eins für personzeichen und eins für suffixe, — die also einen Indic. 1 u. 2 bilden; — und 2) dass es zwei als redewortformen 48 in anwendung kommende Participien giebt: ein Verbalparticip, was nach art der übrigen modus durch ein moduszeichen gebildet ist, aber nur mit suffixen vorkommt, daher es solchen redewörtern fehlt, die kein suffix haben können — (nur dieses ist in der tab. aufgeführt); — und ein Nominalparticip, was durch einen anhangsstamm — toĸ, erweicht soĸ u. ssoĸ — gebildet, und daher ein eigentliches nennwort ist, obgleich es wie eine redeform personzeichen (aber nicht suffixe) annimmt. Letzteres kommt hier nur in sofern in betracht, als es bei redewörtern, die kein suffix annehmen, die stelle des ersteren vertritt, und daher dieselbe syntactische anwendung hat (§. 76 f.); sonst findet es, wie auch zwei andere, von derselben wurzel (t) gebildete participien — ein actives und ein passives, — die aber nur als nennwörter dienen, seine stelle unter den übrigen anhängewörtern. Unter der gemeinschaftlichen benennung „Particip“ ist im folgenden überall nur das Verbal- und Nominalparticip verstanden. — Die anhängung der moduszeichen geschieht, wie folgt:
Im | Indic. 1 | kommt | oĸ | an den hptchar. |
- | Indic. 2 | - | aĸ | |
- | Interrog. | - | e1 | |
- | Optativ | - | le2 | an den stamm. |
- | Infinitiv | - | lo3 | |
- | Conjunct. | - | ak | an den bdchar. |
- | Subjunct. | - | uk | |
- | Vrbalpart. | - | ik4 |
1. wird in der 3ten pers. geg. a vertauscht.
2. wird in der 1sten pers. geg. laĸ vertauscht, und in der 2ten p. fällt es ganz weg.
3. kommt in der 4ten u. 5ten classe an den hauptcharakter.
4. wird vor den suffixen der 1sten abth. (§. 36) als é geg. a vertauscht.
[Von diesen rühren die anfange der in der tabelle stehenden endungen her; im Indic. (1) u und (2) a, im Interr. a und i, im Optat. le (li) und la, im Conjunct. a, im Subjunct. u — (wegen m und p s. §. 54), im Verbalpart. i und a.]
Von den so entstehenden formen — (z. b. des stämmes atoĸ (s. o.): atorpoĸ, atorpaĸ, atorpe, atordle, atordlo, atorak, atoruk, atorik) — sind nur der Indic. 1 und der Optat. ohne weiteres anwendbar (§. 53); alle übrigen müssen erst noch ein personzeichen oder suffix (oder beides) erhalten, ehe sie gebraucht werden können.
Anm. 1. Man sieht aus dem obigen, dass die stämme der 2ten u. 3ten classe mit dem bindecharakter gleiche endungen haben, ebenso die der 4ten und 5ten classe; mit dem hauptcharakter dagegen unterscheiden sich alle classen von einander, daher man aus jeder beliebigen endung des Indic., Interr. od. Opt. (1ste od. 3te pers.), auch des Infin., die endung des stammes, und somit die classe, welcher das wort angehört, erkennen kann. In wörterbüchern und sonst, wo ein redewort so angegeben werden soll, dass man wissen kann, wie es zu beugen ist, nimmt man dazu als normalform die einheit der 49 3ten pers. des Indicativs — (entweder ohne suffix, oder mit dem einfachen a- suffix, je nachdem die natur des redeworts ist, §. 59) — welche auch, als die einfachste sowohl in bildung als bedeutung, dazu am geeignetsten ist. Die 5te classe zeichnet sich in dieser normalform mit dem einfachen a-suffix dadurch vor den andern aus, dass der vor â stehende consonant nie v oder p, sondern k, r od. g ist.
Anm. 2. In einigen dialecten verlieren die auf e ausgehenden stämme der 4ten classe den hauptcharakter vor o und a, d. h. im Indic. und in der 3ten pers. des Interrog., — z. b. pioĸ er thut, piâ er hat es, piara ich habe es, piâtigut er meint uns, statt pivoĸ, pivâ, pivara, pivâtigut etc.; — wahrscheinlich in folge einer hin und wieder auch bei stämmen auf a und o vorkommenden vertauschung desselben gegen g — (z. b. sanagoĸ f. sanavoĸ er arbeitet, nungugoĸ f. nunguvoĸ es ist zu ende, pigoĸ f. pivoĸ er thut), — welches dann weiter zwischen i-o oder i-a leicht ganz abgeworfen wird. Vertauschung des hauptcharakters gegen den entsprechenden k- oder ĸ-laut findet im nördlichen theil von Labrador auch bei den 3 ersten classen statt, z. b. tikíkoĸ f. tikípoĸ er ist angekommen. Und im Interrog. soll diese Vertauschung überhaupt dem Labr.-dialect eigen sein.
Anm. 3. Das Verbalparticip fehlt im Labr.-dial. ganz; eben so die 5te classe als solche, d. h. die stämme auf é haben dort als hauptcharakter v, wie alle andern auf einen vocal ausgehenden stämme, und gehören somit zur 4ten classe; also z. b.: grönländ. pigâ (stamm pigé, s. o.), labr. pigivâ er besitzt es; grönl. pigálugo, labr. pigivdlugo es besitzen etc.; — und auch von den hier zur 3ten classe gehörenden kommen einige dort in die 4te classe dadurch, dass zwischen das end-t des stammes und den charakter oder das moduszeichen ein i eingeschoben ist, z. b. grönl. oĸáupâ (stamm oĸaut), labr. oĸautivâ er verkündigt ihm; grönl. oĸaungmago, labr. oĸautingmago weil er ihm verkündigt etc.
2. Personzeichen.
(mit der bedeutung: er, sieb., sie; du, ihrb., ihr; ich, wirb., wir.)
§. 53
Im Indic. 1 und im Optativ ist das moduszeichen zugleich auch personzeichen, nämlich für die einheit der 3ten person; davon wird die zweiheit und mehrheit gebildet nach art der 1sten classe der nennwörter: oĸ, uk, ut; le, lik, lit. Die 4te classe hat hier im Indic. -́p statt v, z. b. napivoĸ es ist zerbrochen, napípuk, napíput sie sind zerbrochen. (Im Labr.-dial. ist dies nicht der fall.) Die zeichen der 2ten und 1sten pers. — im Ind. tit, tik, se; nga, guk, gut am vocal des moduszeichens; im Opt. it, itik, itse am stamm; nga, nuk, ta am vocal des moduszeichens mit a für e, — von welchen die des Indic. auch im Nominalparticip an den endvocal desselben (o) gehängt werden, haben eine unverkennbare ähnlichkeit, und in der 1sten pers. des Opt. sogar völlige gleichheit mit den suffixen der nennwörter §. 34. In der 2ten pers. des Optat. — dem Imperativ — wo die personzeichen unmittelbar an 50 den stamm kommen, wird dessen endconsonant, wenn er ĸ oder k ist, zu r u. g erweicht, und die 4te classe hat häufig zwischen dem stamm und der endung ein eingeschobenes g. Im Interrogativ 3te pers. besteht das personzeichen für die einheit in vertauschung des e gegen a, von welchem dann die zweiheit und mehrheit nach art der 1sten cl. der nennwörter gebildet ist*. In der 2ten pers. sind die personzeichen — t, tik, se — die nennwortsuffixe der 2ten pers.; s. §. 34. Für die 1ste pers. gab es ehemals auch besondere personzeichen — ik ich, isa wirb. oder wir, — die noch im nordgrönl. dialekt vorkommen sollen; sonst aber wird die 1ste pers. des Indicativs auch fragweise gebraucht. Im Infinitiv dienen als personzeichen überall die suffixe der nennwörter, und zwar für die 3te pers. die objectiven e-suffixe: ne, tik; für die 2te pers.: tit, tik, se; und für die 1ste pers. die subjectiven suffixe §. 34: nga, nuk, ta.
Hier, wo die subjectiven suffixe der 1sten pers. ohne zusatz erscheinen (im Opt. u. Inf.), zeigt es sich, dass die form ma (s. §. 34) aus nga und dem p des subjectivs, d. h. aus vnga entstanden ist. Daraus lässt sich weiter schliessen, dass auch die subjectiven e-suffixe me und mik dieselbe entstehung haben.
* Auch hier hat die 4te classe -́p statt v, also z. b. napiva ist es zerbrochen? napípat sind sie zerbrochen?
§. 54
Im Conjunctiv und Subjunctiv findet manches eigenthümliche statt: Zuerst dienen hier als personzeichen überall die subjectiven nennwortsuffixe (s. §. 34, anm. 1), und zwar in der 3ten pers. beides a- und e-suffixe, woraus zweierlei formen für die 3te pers. entstehen, die wir nach ihrem ursprung a-form und e-form nennen wollen*. Dann sind diese suffixe überall wie an einen Subjectiv des moduszeichens gehängt, daher nicht nur die endungen für die e-form der 3ten person und für die 2te u. 1ste pers. die gestalt der erweiterten subjectiven nennwortsuffixe §. 35 haben: me, mik (wofür im Subjunct. ne, nik); vit, vtik, vse; ma, vnuk, vta; — sondern auch in der a-form der 3ten pers. erscheint das p des Subjectivs, und zwar hier unmittelbar neben dem charakter, also mit abwerfung des vocals des moduszeichens. Damit fällt das sonst unterscheidende dieser beiden modus weg; statt dessen ist aber jenes p im Conjunct. zu m erweicht. Also steht z. b. nâlangmat (weil er gehorcht, Cjnct.) für nâlákapat, und nâlagpat (wenn er geh., Sbjnct.) für nâlâkupat.
* Die a-form — mat, pat etc. — wird gebraucht, wenn das project des Conjnct. oder Subjnct. ein anderes ist, als das desjenigen redeworts, worauf er sich bezieht; die e-form — ame, une etc. — dagegen, wenn beide redewörter ein project haben.
513. Suffixe.
§. 55
a) suffixe der 3ten pers., mit der bedeutg.: . . . ihn, . . . siebeide, . . . sie.
Der Indic. 2, das Verbalparticip und die 1ste pers. des Optativs haben hier die objectiven nennwortsuffixe, die wie bei nennwörtern der 1sten classe an das moduszeichen gehängt werden, — im Optativ an laĸ (statt le), und im Verbalpart. wird ik vor den suffixen der 1sten abth. als é gegen a vertauscht (nach §. 37, 1). Im Verbalpart. bilden die (im Indic. nicht vorkommenden) e-suffixe der 3ten p. eine e-form, die sich von der des Cjnct. u. Sbjnct. äusserlich dadurch unterscheidet, dass die hier in ihrer eigentlichen bedeutung stehenden suffixe dort personzeichen sind, übrigens aber dieselbe anwendung hat, §. 54, anm. Die 5te classe hat im Indic. mit dem suffix „er sieb.“ gewöhnlich pak am stamm, statt ak am hauptcharakter, also z. b. pigipak (er besitzt sieb.) für pigâk, — wahrscheinlich wegen der sonst leichten verwechselung mit „sieb. ihn“ — und im Opt. steht sehr häufig go statt ra (ich ihn). Dann giebt es — für den fall wechselseitiger behandlung (§. 77) — im Cjnct., Sbjnct. u. Vrblpart. zusammengesetzte e-suffixe (in der tabelle durch ein sternchen bezeichnet: ihn*, sie*). Nämlich es werden die gewöhnlichen e-suffixe — ne, tik — an die suffixe der 3ten, 2ten u. 1sten pers. gehängt, und zwar nach der für die anhängung der appositionen — (z. b. ne und tut) — an die suffixe der nennwörter geltenden regel §. 39, also in der 3ten pers. wie an die objectiven, und in der 2ten u. 1sten pers. wie an die subjectiven suffixe, obgleich erstere im Cjnct. u. Sbjnct., und letztere im Vblpart. übrigens nicht existiren. Auch die umänderung der suffixe der 2ten u. 1sten p. ist hier ganz dieselbe, s. §. 39, 1. 2. Aus tigtik, titik und sitik wird durch zusammenziehung tik.
Im Labr.-dial. sind die zusammengesetzten e-suffixe verschwunden; nur ngne wird — merkwürdiger weise — für gko (du ihn) gebraucht, welches letztere dagegen fehlt.
§. 56
Im übrigen werden die suffixe der 3ten pers. ersetzt durch drei andere endungen — (jede mit einheits-, zweiheits- u. mehrheitsform) — die aber nicht, wie jene, „er ihn, du ihn etc.“ bedeuten, sondern nur: ihn, siebeide, sie; daher sie auch — ausser im Inf., wo sie eben nur dieses bedeuten sollen — nicht an die moduszeichen, sondern an die personzeichen (oder deren stellvertreter) gehängt werden, woraus dann erst die bedeutung: er ihn, du ihn etc. entsteht. Es sind folgende:
521) uk, gik, git (gik); 2) go, gik, git (gik); 3) ko, kik, kit (kik).
Die mehrheitsformen auf t — git, kit — sind für die einheit des subjects (er, du, ich); die auf k — gik, kik — für die zweih. u. mehrheit desselben (sieb., sie; ihrb., ihr; wirb., wir). Für die mehrh. des subjects und zweih. des objects — sie sieb., ihr sieb. etc. — soll in allen 3 endungen kik vorkommen, ähnlich den appositionen an den suffixen der nennwörter im entsprechenden fall (vtingn-, vtikut). Im allgemeinen sind diese endungen ebenfalls, wie ne und tik in den zusammengesetzten e-suffixen (§. 55), nach art der nennwortappositionen angehängt, nämlich im Cjnct. u. Sbjnct. an die daselbst als personzeichen dienenden nennwortsuffixe nach §. 39, und im Interr. u. Opt. auf ähnliche weise an die personzeichen. Dass die endung für „sieb. sie“ im Cjnct., Sbjnct. u. Interr. atikik ist, wo sie doch nach analogie der nennwörter akikik sein sollte — (wie ak mit der appos. kut: akikut), — scheint eine vertauschung, um die durch 3 auf einander folgende k entstehende härte zu mildern. Aus diesem eingetauschten t wird nach i durch erweichung s (im Opt. u. der 2ten pers. des Int.), und aus dem t der mehrheit wird ss vor uk. -́ko (sieb. ihn) ist aus tiko zusammengezogen; eben so soll auch -́kik für tikik u. sikik vorkommen. Die 3te pers. des Interrog. kommt übrigens nur selten mit diesen suffixen vor, da auch hier häufig der Indic. statt dessen fragweise gebraucht wird. Im Imperativ, wo diese endungen z. th. unmittelbar an den stamm kommen — (nur in siuk, sigik, sikik steht noch ein verstümmeltes personzeichen davor), — wird der endconsonant des stammes vor uk immer erweicht, nämlich aus ĸ wird r, aus k g, und aus t ss, und in der 5ten classe wird der endvocal (e) mit uk in ûk zusammengezogen, also z. b. atoruk brauche es, nâlaguk gehorche ihm, ĸáissuk gieb’s her! (v. ĸáipâ), pigûk besitze es. Dass vor ko, kik, kit der endconsonant ganz wegfällt, folgt aus §. 6.
§. 57
b) suffixe der 2ten u. 1sten pers., mit der bedeutung: dich, euchb., euch; mich, unsb., uns.
Als suffixe der 2ten pers. dienen in der 3ten pers. des subjects: tit, tik, se; in der 1sten pers.: kit (git), tik, se; und als suffixe der 1sten pers.: im Infin. nga, nuk, ta, sonst überall: nga (ma), guk, gut, also wieder die suffixe der nennwörter mit geringer veränderung. Auch diese sind — ausser im Inf., wo sie unmittelbar an das moduszeichen kommen*, — überall so angehängt, wie die appositionen an die suffixe der nennwörter (nga, ma, tit, tik, se wie n-; kit, git, guk, gut wie kut od. gut). Im Cjnct. u. Sbjnct., wo die personzeichen den 53 nennwortsuffixen gleich sind, geht dies ohne weiteres an; dagegen sind im Indic., Interrog., Optativ (u. Vblpart.) die personzeichen überall erst gegen die erforderlichen (objectiven od. subjectiven) nennwortsuffixe vertauscht; nur in der 2ten pers. des Interrog. scheinen obige endungen an die wirklichen personzeichen gehängt zu sein, — oder auch ist das vom subjectiven suffix herrührende v in folge des fragetons weggefallen, ähnlich wie im Imperativ, wo die hier und in den übrigen formen desselben stattfindende noch stärkere verkürzung — indem auch das moduszeichen ganz fehlt — der hast oder heftigkeit des ausdrucks beim befehlen entspricht.** Die vertauschung der endung vkit (ich dich) gegen git, wie sie im Optativ statt findet, kommt auch im Indic. vor.
* Der Inf. hat, wie auch die tabelle zeigt, mit diesen suffixen dieselben endungen, wie in der 2ten u. 1sten pers. ohne suffix; also heisst z. b. nâlagdlunga sowohl: ich gehorchend (oder gehorchen), als auch: mir gehorchend.
** Auch die verhärtung der endungen gik u. git (du sieb., sie) in kik u. kit scheint denselben grund zu haben; daher sie bei dem häufig zur milderung des Imperativs gebrauchten anhangsstamm (g)e nicht statt findet, s. §. 131, anm. 13.
4. Abweichende formen.
§. 58
Es sind hier noch einige formen zu erwähnen, die, weil sie mehr oder weniger vereinzelt dastehen, in der tabelle weggelassen sind. 1) Der Infin. kommt zwar gewöhnlich nicht mit andern, als den dort aufgeführten suffixen vor, doch kann er, wenn die deutlichkeit des ausdrucks es erfordert, an deren statt in der 1sten u. 2ten pers. die endungen des Cjnct. u. Sbjnct. annehmen, nämlich das, was nach dem vocal des moduszeichens steht: vsiuk, vtigo etc.; es geschieht dies aber selten anders, als in der mehrh. des subjects (ihr, wir), und auch da noch nicht oft, da der zusammenhang immer zur genüge zeigt, wer als subject gemeint ist. 2) Der Optativ hat in der 1sten pers. für lanuk und lata zwei kürzere, wahrscheinlich aus jenen zusammengezogene endungen, nämlich luk und ta, oder nach i: sa, welche als suffixe go, gik und ko, kik annehmen, so: luko, oder noch weiter zusammengezogen -́ko wirb. ihn, lukik wirb. sie od. sieb., tigo wir ihn, tigik wir sie od. sieb., — und gebraucht werden, wenn man jemand auffordert, mitzumachen, z. b. autdlarta lasst uns weggehen! anisa lasst uns hinausgehen! avigdluko od. aviko lasst uns (beide) das theilen! 3) Eine vereinzelte endung besteht für die einheit der 2ten pers. des Optativs ohne suffix (du), nämlich na, an den stamm gehängt, mit dem ausdruck des ermahnens od. zuredens, z. b. iserna komm doch herein! 4) Noch eine andere form, die mit Optativbedeutung in der 1sten pers. vorkommt, ist 54 naunga (ich), nauguk (wirb.), naugut (wir); und mit suff.: nâra (ich ihn), nãka (ich sie), nâgit (ich dich), nârput (wir ihn) etc. an den stamm gehängt, mit dem ausdruck eines inständigen begehrens, oder eines bescheidenen wunsches, dessen erfüllung man kaum erwartet, z. b. siningnaunga schliefe ich doch! piginâra möchte ich es doch besitzen! Vielleicht sind diese endungen überbleibsel des Indic. eines übrigens verloren gegangenen anhangsstammes né (5te cl., also mit den moduszeichen des Indic.: naoĸ und nâĸ) mit der bedeutung: er möchte gern . . .; vgl. auch §. 120, no. 34. 5) Eine nach art der zusammengesetzten e-suffixe gebildete endung, näml. aine, an den bindecharakter gehängt, kommt häufig vor in der bedeutung: wenn man ihn . . ., (seltener nur: man . . . ihn, oder wenn man . . .), z. b. agtoraine wenn man ihn berührt, pigigaine wenn man es besitzt (od.: man besitzt es). Der form nach gehört diese endung zum Verbalparticip. — 6) Mit der bedeutung: so oft . . ., jedesmal wenn . . ., besteht eine abänderung des Conjunctivs, näml. âng an den bindechar. gehängt, und daran die endungen des Conj. vom a an, z. b. agtorângangma so oft du mich berührst, tikíkângata jedesmal wenn sie ankommen, ĸasugângama so oft ich müde bin (v. ĸasuvoĸ). Ganz dieselbe bedeutung hat übrigens auch der Conj. des anhangsstammes (t)aré (s. §. 130, anm. 6), aus welchem diese form wol zusammengezogen sein könnte.
B. Ins besondere.
1. Transitive und intransitive redewörter.
§. 59
Bei der anwendung der hier abgehandelten formen giebt sich eine wesentliche verschiedenheit der redewörter kund. Einige sind von natur transitiv (übergehend), d. h. sie besagen eine auf irgend einen gegenstand gerichtete that des projects, daher der begriff eines thäters und thatziels unzertrennlich mit ihnen verbunden ist: diese müssen, sobald thäter und thatziel zwei verschiedene gegenstände sind, durchaus ein suffix haben; ist dagegen thäter und thatziel eins und dasselbe, so treten an die stelle der suffixe die gewöhnlichen personzeichen, die aber dann die bedeutung reflexiver (rückzielender) suffixe haben: er sich, du dich, ich mich etc. (statt er, du, ich), z. b. toĸúpâ er tödtet ihn, avigpâ er zertheilt es; ohne suff.: toĸúpoĸ er tödtet sich, avigpoĸ er zertheilt sich. Andere sind von natur intransitiv (nicht übergehend), d. h. sie besagen einen auf sich beschränkten zustand des projects, ohne dass dabei an den urheber dieses zustandes gedacht wird: solche haben nur 55 personzeichen, z. b. pisugpoĸ er geht (herum), sinigpoĸ er schläft. Diese beiden arten der redewörter gehen aber vielfach in einander über, denn während einerseits viele transitive redewörter dadurch, dass sie ohne suffix, d. h. nur mit personzeichen gebraucht werden, neben der reflexiven auch blos passive bedeutung erhalten, z. b. toĸúpoĸ er ist todt, getödtet, avigpoĸ es ist zertheilt worden — (von wem, ist nicht weiter berücksichtigt)*; — so werden andrerseits manche von natur intransitive redewörter auch mit suffixen gebraucht, indem nämlich ein zur handlung in näher beziehung stehender gegenstand (namentlich oft der ort derselben) als thatziel betrachtet wird, z. b. pisugpâ er geht auf ihm (dem land, eis u. dgl.); — und einige sind gradezu beides transitiv und intransitiv, z. b. sanavoĸ er arbeitet, sanavâ er bearbeitet es. Die ursprüngliche natur eines redeworts zeigt sich immer am deutlichsten im Nominalparticip desselben: bei transitiven redewörtern hat es immer reflexive od. deutlich passive bedeutung, z. b. toĸútoĸ der sich tödtet, od. der getödtet worden ist, bei intransitiven dagegen fällt jeder gedanke an ein object weg: pisugtoĸ welcher geht, sanossoĸ welcher arbeitet, ein arbeiter.
* In ähnlicher weise sagen wir: es macht sich gut, für: es ist gut (geworden, d. h. gemacht worden).
§. 60
Einige umgestaltungen der transitiven redewörter, die übrigens an ihrem ort bei den anhängewörtern abgehandelt werden, sind hier vorläufig darum zu erwähnen, weil sie durch gewisse syntactische eigenthümlichkeiten, die hauptsächlich ihren grund darin haben, dass das transitive stammwort neben der (tr. od. intrtvn.) beschaffenheit des anhanges seine eigene natur behauptet, sich vor andern redewörtern auszeichnen. Es sind folgende:
1) doppelttransitive redewörter: trtvs. stammwort u. trtvr. anhang (§. 137). Zu diesen gehören 2 subjecte — nämlich das des stammworts und das des anhangs — mit gemeinschaftlichem (haupt-) object: das subject des anhangs ist das 1ste od. hauptsubject, und steht also, wenn es benannt ist, im Subjectiv; das 2te subject — das des stammworts — steht, da es zugleich auch mittelbares object des anhangs (object der gedanken) ist, nach §. 84, 2 im Terminalis, und das suffix am redewort gilt dem gemeinschaftlichen object beider subjecte, z. b. pine inungnut takorĸuvai er (hauptsubj.) heisst seine sachen (hauptobj.) von den leuten (2tes subj.) gesehen werden; oder: er befiehlt seine sachen den leuten zum sehen; d. h. er will, dass die leute seine sachen sehen; — (stammwort takuvâ er sieht ihn, anhang rĸuvâ er heisst ihn . . .).
2) halbtransitive redewörter: trtvs. stammwort u. intrtvr. anhang, der die bedeutung des stammworts nicht weiter verändert, als dass er es der suffixe entledigt (§. 132), z. b. ilârpâ er macht ihm nach, ilârivoĸ er macht mit (wie die andern); toĸúpâ er tödtet ihn, toĸutsivoĸ er tödtet; 56 asavâ er liebt ihn, asangnigpoĸ er liebt, ist liebhabend. Bei diesen steht der thäter im Objectiv nach §. 16, und das thatziel im Modalis, s. §. 85, 2.
3) unpersönliche redewörter, gebildet durch das (intrtve) anhängewort narpoĸ (§. 133). Diese haben das eigenthümliche, dass, wenn das stammwort trtv ist — (denn derselbe anhang kommt in derselben bedeutung auch an intrtve stämme), — die personzeichen nicht dem subject, sondern wie suffixe dem object gelten; das stillschweigend zu verstehende subject ist dann immer: man, — vorzugsweise: ich (der redende), wenn nicht entweder ein anderer gegenstand als subject genannt ist, oder das personzeichen die 1ste pers. als object angiebt, z. b. takunarpoĸ man (ich) sah ihn, takunarputit man sah dich, takunarpuse man sah euch, takunarpunga man sah mich etc. — (stammwort takuvâ er sieht ihn). Soll ein bestimmtes project angegeben werden, so geschieht dies durch einen Terminalis (nach §. 84, 2), z. b. tamánut takunarpoĸ alle haben es gesehen; misingnángilaĸ man merkt es nicht (s. §. 61): ilingnut misingnángilaĸ du merkst es nicht. [Eigentlich ist dies schon eine art passiver form, denn das wesen der passiven redewörter besteht darin, dass das natürliche object zum project gemacht, und das natürliche subject zunächst ausser acht gelassen ist; der unterschied ist hier nur der, dass, wenn die umstände nicht auf anderes deuten, die erste person stillschweigend als subject mit einbegriffen ist.]
4) passive redewörter, gebildet auf zweierlei weise, je durch zwei umbildende (§. 107) anhängewörter, nämlich entweder durch neĸ und ĸarpoĸ (§. 125, 1), oder durch das passive particip und uvoĸ (§. 127, 1); z. b. von unatarpâ er prügelt ihn: unatarneĸarpoĸ er hat die folgen des geprügelt werdens (blaue flecke, wunden etc.), d. h. er ist geprügelt worden; von ergsigâ er fürchtet sich vor ihm: ergsigissauvoĸ er ist (od. war) ein gefürchteter, d. h. er wird (od. wurde) gefürchtet. Bei den meisten redewörtern können beide arten beliebig angewendet werden,
2. Verneinende redewörter.
§. 61
Die verneinung der handlung wird im grönländischen ausgedrückt durch einen anhangsstamm: -́ngit, mit der bedeutung: nicht, der an den endvocal des bejahenden stämmes gehängt wird. Dieser verneinungsstamm weicht in der formbildung mehrfach von den bejahenden stämmen ab. Erstlich hat er mit dem hauptcharakter l an der stelle des t, und als moduszeichen im Indic. nur aĸ (nicht oĸ), also ist die ganze endung für die einheit der 3ten p. des Indic. ohne suff.: -́ngilaĸ er . . . nicht. Weiter wird hiervon die zweiheit und mehrheit nach art der zweiten classe der nennwörter gebildet: -́ngitdlak, -́ngitdlat. Für die 2te und 1ste pers. kommen dann tit, tik, se; nga, guk, gut an den vocal des moduszeichens (a), wie bei den bejahenden redewörtern, also z. b. nâlángilaĸ er gehorcht nicht, nâlángitdlat sie gehorchen nicht, nâlángilatit du geh. nicht, nâlángilanga ich geh. nicht etc. Der Int. ist ohne suff. dem Ind. gleich, nur dass in der einheit der 3ten pers. das ĸ wegfällt: nâlángila gehorcht er nicht? Die suffixe kommen beides im 57 Indic. und Interr. so, wie sie in der tabelle stehen, an den hauptchar., d. h. an l, also: nâlángilâ er geh. ihm nicht, nâlángilâtit er geh. dir nicht, od.: geh. er dir nicht? nâlángilarma du geh. mir nicht, nâlángiliuk geh. du ihm nicht? etc. etc. Daneben kommt aber auch ein nach art der bejahenden redewörter gebildeter Interr. vor, nämlich mit p als hauptcharakter, doch meist nur in der 2ten pers. ohne suffix, und immer mit dem ausdruck einer leisen missbilligung, z. b. nâlángipit gehorchst du nicht? (das solltest du doch). Der Optat. kommt fast niemals vor — (nur um einen gegebenen befehl zu widerrufen, soll er bisweilen gebraucht werden), — sondern wird gewöhnlich auf andere weise ersetzt, s. §. 71, 2 und §. 131, no. 119. Der Infin. fehlt ganz; statt dessen wird, um einen verneinenden Inf. zu bilden, na (od. nak) an den stamm des bejahenden redeworts gehängt, und daran die endungen, wie sie dort an lu kommen, also: nâlangnago ihm nicht gehorchen, nâlangnanga mir nicht gehorchen, od.: ich nicht gehorchend etc. etc. In der 4ten u. 5ten classe wird hier der endvocal des stammes scharf, z. b. asánago ihn nicht liebend, pigínago es nicht besitzend*. Eine andere bildung des verneinenden Infin. besteht in einem an den bindecharacter des bejahenden redeworts gehängten a, was dann die endungen des Inf. annimmt, kommt aber nicht leicht anders vor, als in der 3ten u. 2ten pers. ohne suffix, am häufigsten bei stämmen auf ĸ, z. b. (v. oĸarpoĸ er sagt:) oĸarane er nichts sagend, oĸaratit du nichts sagend; — aber auch: oĸarnane, oĸarnatit. Der bindecharakter ist -́k, wie bei andern stämmen auf t, nur im Conjunct. steht dafür immer -́n (ausser in der a-form der 3ten pers.); die daran zu hängenden personzeichen und suffixe sind regelmässig. Also z. b. Cjnct.: nâlángingmat weil er nicht geh., nâlángínavko weil ich ihm nicht gehorchte; Sbjnct.: nâlángigpassuk wenn sie ihm nicht geh., nâlángíkungma wenn du mir nicht geh.; Verbalpart.: nâlángikâ dass er ihm nicht geh. etc.
* Dieser verneinende Infin. wird öfters auch ohne personzeichen gebraucht: meist als Imperativ (nach §. 71, 2), z. b. nâlangnak! nicht gehorchen! zuweilen aber auch in untergeordnetem verhältniss (nach §. 88), z. b. ivdlit inũnak pisimavoĸ du nicht leben ist’s geschehen, statt: inûtinatit dich nicht leben lassend, d. h. ehe du lebtest, oder ehe du geboren warst, — was jedoch äusserst gebrochene rede ist.
58Vierter abschnitt.
Partikeln.
§. 62
Hieher gehören von den starr gewordenen oder gebliebenen wörtern (§. 13) diejenigen, welche als satzbestandtheile in verbindung mit andern wörtern — namentlich redewörtern — gebraucht werden, theils um einige verbindungs- u. beziehungsverhältnisse auszudrücken, wo die im vorigen abgehandelten formen nicht ausreichen, theils auch für gewisse unselbstständige begriffe; — ferner einige formen gewöhnlicher nenn- u. deutewörter, die (z. th. neben ihrem regelmässigen gebrauch) als partikeln angewendet werden. Dagegen sind alle wörter, die nicht nur an sich unveränderlich sind, sondern auch nicht mit andern wörtern in verbindung gesetzt werden können, zu den ausrufen (interjectionen) zu rechnen, sie mögen nun ursprüngliche ausrufe (§. 10), oder erst durch den gebrauch zu solchen gewordene wörter sein. Zu dem eigenthümlichen wesen der partikeln gehört auch noch das, dass sie an und für sich eigentlich nichts besagen, sondern erst durch das wort, dem sie beigefügt werden, sinn und bedeutung erhalten; hierdurch unterscheiden sie sich wesentlich von den ausrufen, die an und für sich schon einen zwar unvollkommenen, aber doch in sich abgeschlossenen ausdruck eines gedankens oder gefühls geben. Zwar werden viele (freie) partikeln auch ausrufsweise gebraucht, und nicht nur diese, sondern auch eine menge beugbarer wörter in allerhand formen (s. u. a. §. 70); aber ein solches wort bezieht sich dann immer auf eine im beisein des angeredeten eben stattfindende begebenheit, deren beschreibung als überflüssig unterbleibt, eben so, wie besprochene gegenstände nicht genannt (u. doch besprochen) werden, wenn der angeredete ohnehin schon weiss, wovon man spricht. Umgekehrt werden dann auch einige eigentliche ausrufe — zwar nicht in wirklicher verbindung, denn einer solchen sind sie nicht fähig, aber im zusammenhang mit andern wörtern gebraucht, und bilden also in sofern einen übergang zu den eigentlichen partikeln. Alle hieher gehörigen wörter zerfallen zuerst in zwei abtheilungen: anhangspartikeln, die dem wort, welchem sie gelten, angehängt werden, und freie partikeln, die nicht angehängt werden.
§. 63
Die anhangspartikeln (mit beigefügten beispielen ihrer anwendung) sind folgende: 1) lo und: una der, unalo und der; tuluvaĸ rabe, tuluvardlo und ein rabe; ornigdlugo zu ihm gehen, ornigdlugulo und zu 59 ihm gehen; — 2) le aber: máko diese, mákule aber diese; pîtsut die armen, pîtsutdle aber die armen — (dieses ist hin und wieder durch kisiáne — §. 65, 20 — fast verdrängt); — 3) taoĸ, nach i saoĸ, seltener tsaoĸ auch, ebenfalls: ivdlit du, ivdlittaoĸ du auch; uvanga ich, uvangataoĸ ich auch; takúngilara ich habe es nicht gesehen, takúngilarataoĸ ich habe es auch nicht gesehen; — 4) lûnît oder, oder auch, sogar; wiederholt: entweder . . ., oder . . . (mit einem verneinenden redewort: weder . . ., noch . . .): ĸavane in süden, ĸavanilûnît oder in süden; máko naluvai diese kennt er nicht, mákulûnît naluvai sogar diese kennt er nicht; sorãsanerpunga ob ich etwa aufhören soll, sorãsanerpungalûnît oder sollte ich etwa aufhören? ivdlitdlûnît uvangalûnît entweder du oder ich: — 5) mé gewiss, freilich, allerdings: ajorpoĸ es taugt nichts, ajorpormé es taugt allerdings nichts; tikíput sie sind gekommen, tikípúmé freilich sind sie gekommen; kina wer? kinamé ja wer mir? — (eig.: gewiss ein „wer,“ d. i. ein nicht bekannter). — Diese 5 sind ihrer natur nach eigentliche partikeln; die 3 folgenden dagegen sind angehängte ausrufe, und kommen daher in der regel nur an solche wörter, die nicht mit andern in verbindung stehen. — 6) toĸ wenn doch! s. §. 66, 3 — 7) lusôĸ, an mehrheitsformen zuweilen lusût, wie, gleichwie, als ob’s das wäre: ĸissuk holz, ĸissugdlusôĸ wie wenn’s holz wäre (ist’s); pavánga von oben, pavángalusôĸ wie von oben (scheint’s zu kommen); ujarĸat steine, ujarĸatdlusût wie steine (sind diese); — 8) gôĸ (an vocalen), ngôĸ (an k, t, p), oder ṙôĸ (an ĸ), sagt er, sagt man, auch befehlend: sage! z. b. samunga nach westen, samungagôĸ nach westen, sagt er; ajormat weil’s schlecht ist, ajormángôĸ weil’s schlecht ist, sagt er; oĸarpoĸ er sagt, oĸarpoṙôĸ er sagte, sagt man, d. h. er soll gesagt haben (dass etc.); unalo und der, unalugôĸ und der, sagt er, (soll auch, od. hat auch . . .); Jakup (Subj.), Jakuvngôĸ Jakob, sagt er, (that es, od. gehört es); súsavit was willst du? súsavingôĸ was willst du, sagt er, d. h. er fragt, was du willst; ulimáumik mit einem beil, ulimáumingôĸ! sage, mit einem beil (soll jemand kommen); tikerârput sie besuchen, tikerârpúngôĸ! sag’, es kommt besuch! ĸanoĸ wie? ĸanoṙôĸ wie sagte er? oder: was sagten sie? — Also mit ausnahme dieses letzten (gôĸ), was sich je nach dem laut, an den es gehängt wird, verändert, geschieht die anhängung überall nach §. 6. 1, 4 und 8 haben den umlaut, §. 2, not.
Welchen ursprung diese haben, ist wol schwer mit gewissheit zu bestimmen — (nur lusôĸ enthält offenbar dieselben bestandtheile, als sôrdlo §. 66, 2, aber in umgekehrter ordnung: lo-sôĸ, sôĸ-lo), — eben so, ob sie ursprüngliche anhänge, oder zu einer zeit selbstständige wörter gewesen sind; doch scheint ein umstand, der nämlich, dass 60 sie die tonstelle des worts, woran sie gehängt werden, nicht verrücken, darauf hinzudeuten, dass sie eigentlich getrennte wörter sind, die nur mit dem vorigen immer ohne unterbrechung zusammengesprochen werden. Deutlicher ist die (nennwort-)abstammung bei einigen der folgenden.
§. 64
Unter den freien partikeln stehen einige zeitpartikeln den nennwörtern noch sehr nahe, indem sie sich von diesen nur durch eine geringere beugungs- und fortbildungsfähigkeit unterscheiden, was aber z. th. natürliche folge ihrer bedeutung ist. Es sind folgende:
a) für vergangene zeit: ĸanga wann? uvatsiaĸ heute, igpagssaĸ gestern, igpagssâne vorgestern, imáne neulich, — kommt selten vor, häufiger mit vorgesetztem ta (§. 21): taimane damals, ivsaĸ vor mehreren (8–14) tagen, itsaĸ vor jahren; b) für zukünftige zeit: ĸangago oder ĸaĸugo wann? uvatsiaro (ist nicht allgemein gebräuchlich) und uvatsiagame heute, aĸago morgen — (in Labr.: künftigs jahr), aĸagûago übermorgen, imániligame und ivsaligame über einige zeit, in mehreren tagen, itsaligame über viele jahre. Man sieht hier, dass die für vergangene zeit die stammwörter, und die für zukünftige zeit durch anhänge — go (ro), game — von jenen abgeleitet sind; eben so nehmen erstere auch einige andere an nennwörtern gebräuchliche anhänge an. Von beugung ist nur wenig übrig geblieben. Die für vergangene zeit haben noch einen Ablativ, — und zwar uvatsiaĸ als einheit (mit), die übrigen aber als mehrheit (nit), und die auf aĸ mit beibehaltung des endconsonanten (wie die anhängewörter ssuaĸ und inaĸ, s. §. 38, 1), — meist in der bedeutung: gegen die zeit (vergleichsweise) z. b. igpagssarnit ajúngilaĸ gegen gestern ist er gut, oder: er ist besser als gestern; itsarnit tugtoĸaĸaoĸ gegen frühere jahre hat es sehr rennthiere, d. h. es giebt jetzt mehr rennthiere, als in früheren jahren. Von ĸanga kommt ein solcher Ablativ kaum vor, dagegen hat der stamm von ĸaĸugo — ĸaĸo — den Vialis der mehrheit: ĸaĸutigut, in der bedeutung: zuweilen, mitunter; und die endung game oder ligame derer für zukünftige zeit ist vielleicht ein Localis (? — s. die anm.). Mit derselben endung — ligame — werden auch von einigen zeitnamen ähnliche partikeln (für zukünftige zeit) gebildet, z. b. únuligame heut abend, auf den abend, von únuk abend, aussaligame kommenden sommer, von aussaĸ sommer u. a.; — ebenso mit der endung go oder ro, wo diese allgemein ist: únugo, aussaro u. dgl.
Hin und wieder betrachtet man die endung game (ligame) als einen Conjunctiv: als es . . . wurde — (was sie jedoch nicht zu sein scheint, s. §. 54, anm.), — und braucht sie für vergangene zeit, dagegen einen entsprechenden Subjunctiv — gune — für zuk. zeit.
61§. 65
Die nun zuerst folgenden scheinen meist ursprüngliche nennwörter zu sein, oder von solchen abzustammen: 1) agsut sehr, — aus einigen ableitungen ergiebt sich als stamm agsoĸ, wovon also dieses die mehrheitsform wäre; — 2) ingma (gewöhnlicher ist ingmánguaĸ) ein wenig, — kommt zuweilen auch im Modalis vor: ingmamik; — 3) âma wieder, noch einmal; — 4) kîsa endlich; — 5) aitsait jetzt (eben) erst (geschah es, od. soll es geschehen); — 6) sôĸ warum? und mit mé (§. 63, 5): sôrmé warum doch, — eigentlich wol nur: was? was doch? denn es ist eine umbildung des nennworts suk was, ein etwas; — 7) ĸanoĸ wie? — 8) ima (imâ, imâĸ), verlängert imána oder imának so, auf die art (wie du jetzt hören wirst), und mit vorgesetztem ta (§. 21): taima, taimának so, also (wie du nun gehört hast od. weisst); — imának und taimának haben auch eine mehrheitsform: imánat, taimánat, mit der bedeutung: so viele; — 9) agdlât sogar. — Regelmässige formen gewöhnlicher nennwörter sind: 10) sujorna — (sujuneĸ, was voran ist, mit dem suff. a; ist abgeleitet von sujo §. 46) — in der besonderen bedeutung: voriges jahr; davon wieder sujornâk — (das vorige mit dem suff. ak (ihrbdr.), also eigentlich: dieses und des vorigen (jahres) voriges) — vor 2 jahren; — 11) kingorna — (eben so gebildet von kingo §. 46) — nachher; — 12) aipâgut — (Vial. von aipaĸ, gefährte, mit suff. a) — künftiges jahr; — 13) ardlâgut — (eben so von ardlaĸ, einer von mehreren) — vor zeiten, vor mehreren jahren; — 14) taimáitoĸ — (Nominalpart. von taimáipoĸ es ist so, also eigentlich: was so ist) — dennoch; und der Modal. desselben: taimáitumik — (eig.: auf die art) — demnach, folglich, darum. Überall können diese auch in ihrer eigentlichen bedeutung gebraucht werden: sujorna was vor ihm ist, kingorna was nach ihm ist, aipâgut durch seinen gefährten etc. — Von deutewurzeln kommen folgende: 15) tauva (§. 21) da, alsdann; — 16) mâna — (für mâuna, Vial. v. ma) — jetzt; — 17) tássánga — (Abl. v. táss) — gewöhnlich verlängert durch das anhängewort inaĸ: tássángainaĸ plötzlich, in einem augenblick; — 18) tássatauva so eben, vor einem weilchen; — 19) tássûgo gleich, bald, über ein weilchen. — Auch von einigen verbalstämmen werden durch das anhängewort inaĸ partikeln gebildet, s. §. 120, no. 17. Alle diese sind, wie auch die zeitpartikeln §. 64, ihrer natur nach umstandswörter (adverbien), die nur zur näheren bestimmung der handlung an sich dienen, ohne dass irgend ein anderes wort von ihnen abhängig ist, daher sie unbeschadet der vollständigkeit des satzes auch wegbleiben können; von ihnen unterscheiden sich als bindepartikeln 62 20) kisiáne — (Loc. von kise, §. 49, 1 mit dem suffix at (ihr), also eigentlich: in ihrer alleinheit) — allein, aber, sondern; und 21) mássa (von ma §. 20) denn, nämlich.
§. 66
Die 3 folgenden sind verhältnisswörter (conjunctionen, doch in etwas anderem sinn als unsere conjunctionen), und haben als solche einfluss auf die form des (rede-)worts, zu dem sie gehören:
1) nauk und uvnit obgleich, zwar. Diese beiden müssen, wenn der ausdruck regelrecht sein soll, ein Nominal- oder Verbalparticip bei sich haben, z. b. nauk ĸaerĸúngíkiga ornigpânga obgleich ich ihn nicht gerufen hatte, kam er zu mir; uvnit ajortoĸ naṙṙugíngilâ wiewol es schlecht ist, verachtet er es nicht (oder: das, welches zwar schlecht ist, verachtet er nicht); — oft steht aber statt dessen ein Conjunctiv, der überhaupt häufig das Partic. verdrängt (s. u. a. §. 78), oder in folge einer auch sonst vorkommenden umkehrung des gedankenganges ein Indicativ, namentlich wenn hernach noch ein untergeordnetes redewort folgt; dann muss aber immer der nachsatz durch kisiáne od. taimaitoĸ (§. 65, 20. a href = "#sec65_14">14.) verbunden sein, z. b. nauk, písagaluarpara, kisiáne ajormat píngilara obgleich, ich hätte es wol haben sollen, aber weil es schlecht war, nahm ich es nicht. In solchen fällen kann nauk auch nach dem redewort stehen, z. b. písagaluarpara nauk, kisiáne . . ., haben sollte ich es zwar, aber . . . . — 2) sôrdlo — (scheint zusammengesetzt aus sôĸ §. 65, 6, und lo §. 63, 1, und hiesse dann eigentlich: was — (das) und, od.: und das) — wie, so wie. In dieser bedeutung hat es in der regel das Particip bei sich, z. b. sôrdlo oĸartutit wie du gesagt hast; oder den Conjunct.: sôrdlo oĸaravit. Mit dem Ind. bedeutet es gewöhnlich — (wie lusôĸ §. 63, 7): gleichsam, wie wenn . . ., es scheint so zu sein (ist aber nicht so), z. b. sôrdlo nákásavoĸ wie wenn es herunterfallen würde (scheint’s; es wird aber schon stehen bleiben); sôrdlo ĸanípoĸ es ist gleichsam nahe; man sollte denken, es wäre nahe (es ist aber weit weg); — dagegen, wenn es durch taoĸ (§. 63, 3) unterstützt wird, ist seine bedeutung auch hier die vorige, z. b. sôrdlo uvaguttaoĸ tunissarâvut (so) wie auch wir ihnen zu geben pflegen. Nicht selten steht es auch nur in verbindung mit einem gegenstandswort, ohne redewort, z. b. sôrdlo una so wie dieser (ist auch jener); sôrdlo inuit wie die menschen (thun); sôrdlo igpagssaĸ, pikanîkavta wie gestern (geschah), als wir dort oben waren; — ein solcher ausdruck kann sich aber immer nur auf etwas vorher schon gesagtes beziehen. — 3) ĸanortoĸ wenn doch . . .! Dieses hat als wunschpartikel den Optativ bei sich, z. b. ĸanortoĸ autdlángíkile wenn er doch nicht wegginge! 63 ĸanortoĸ ajúngitsumik ingerdlaniaritse wenn ihr doch gut reistet! (d. h. glückliche reise!) — zuweilen auch den Subjunct., was aber jedenfalls eine gebrochene redeart ist, und vielleicht nur von den Europäern herrührt. Mit derselben bedeutung wird zuweilen nur die endung desselben — toĸ — als anhangspartikel gebraucht, auch an nennwörtern, z. b. nilánguamigtoĸ wenn (man) doch ein stückchen eis (hätte)!
§. 67
Von eigentlichen ausrufen, die aber vorzugsweise (od. immer) partikelartig im zusammenhang mit einem andern wort gebraucht werden, sind die bemerkenswerthesten etwa folgende: 1) sunauvfa — (besteht aus suna §. 25, und uvfa §. 21) — siehe da, es war . . ., so, es war ein . . ., (sowohl mit, als ohne voraussetzung des gegentheils); — und usiuvfa — (aus use ich dachte, und uvfa §. 21; — gewöhnlich mit dem umlaut §. 2 zusammengezogen usîvfa, wofür einige dialecte usîma — vielleicht aus use und ûma (?) — haben) — ich dachte, es wäre . . . . Diese beiden verlangen als ergänzung entweder ein gegenstandswort, oder, wenn das wahrgenommene od. vermuthete eine handlung war, ein Particip, z. b. sunauvfa ajortoĸ siehe da, es war schlecht; sunauvfa ikiúsagânga so, er wollte mir helfen (das fiel mir nicht ein); sunauvfa tuluvaĸ was war’s, es war ein rabe; usiuvfa inuit ich dachte, es wären menschen (statt dessen war’s was anderes); usiuvfa ivssuma aiparísagâtit ich dachte, jener würde mit dir gegangen sein (das geschah also nicht). — 2) imaĸa — (ob etwa von ima, §. 65, 8?) — man denke sich . . . ; wie mag’s sein od. gewesen sein! Dieses hat von redewortformen am häufigsten den Conjunct. od. Subjunct. bei sich, z. b. imaĸa tikíkame wie mag’s (erst) gewesen sein, als er ankam! imaĸa niggerpat nun denke man sich, wenn südwind ist, wie mag’s da erst sein! oder die endung aine §. 58, 5: imaĸa takugaine wie, wenn man ihn sähe? — auch den Inf.: ornigdlugo imaĸa zu ihm gehen, wie könnte das sein? — oder das Particip, den Indic., oder den Optativ, diese jedoch immer mit überspringung eines zugehörigen gedankens, z. b. imaĸa tipatsúsaĸaut man denke sich (ihre lage), die werden sich recht freuen! — so auch nenn- und deutewörter in allerhand formen, z. b. imaĸa ilua wie (mag) erst sein inneres (sein)! imaĸa samunga wie (wär’s, wenn man) westwärts (ginge)? — 3) ila ganz recht, gewiss, ich wills meinen — (in dieser bedeutung gewöhnlich verlängert, entweder durch mé §. 63, 5: ilamé, oder durch das anhängewort vik §. 131, no. 100: ilavik); — dann auch als ausdruck der verwunderung: das war viel! aber dergleichen! — und als frage: nicht wahr? ist’s nicht so? Für sich allein, d. h. als blosser ausruf 64 kommt es (in obigen bedeutungen) zwar öfters vor, weit gebräuchlicher ist es jedoch im zusammenhang mit einem andern wort als verstärkungspartikel, z. b. alârdlugo-ila bleibt davon, hört ihr’s! ila nikuvigdlutit nun so steh doch auf! (s. §. 71, 2); isigaeĸaunga-ila o! ich friere sehr an den füssen! ila pêĸaunga in wahrheit bin ich sehr arm; ila ugûna nun (so hört doch) hier durch! ila nâgga nicht doch! nein, sage ich! ila ûmâ nu’ du! was fällt dir ein! — oder auch verdoppelt: ilaila nu’ nu’! aber wo denkst du hin! (abmahnend). Eigenthümlich ist der gebrauch desselben, dass ihm der letzte theil eines vorher gesagten, zu bekräftigenden (oder auch zu widerlegenden) worts angehängt wird, z. b. paormaĸarpa giebts (dort) beeren? (antwort:) ilaĸarpa ja, giebts? das will ich meinen; ajorpat sind sie schlecht? (antw.:) ilarpat wohl sind sie —; ûmánausorâra una nunánguaĸ ich denke, das ist Omanak, das ländchen da; (antw.:) ilánguaĸ ja das, ich dächt’s auch — (da irrst du dich); tauna takoĸârput, ila-ĸârput den haben wir recht gesehen; ja gewiss haben wir —. Endlich gehören hierher noch 4) die bejahungs- und verneinungs-ausdrücke: âk, âp — (ob diese beiden etwa als Objectiv u. Subjectiv zusammengehören?) — sô, sôṙuna od. sôrnguna ja, nâgga nein. Bei diesen ist zu bemerken, dass sie immer das redewort so, wie es in der frage enthalten ist (bejahend od. verneinend), bejahen od. verneinen, also z. b. frage: agdlásavit wirst du schreiben? antw.: âp ja, ich werde schreiben, oder: nâgga nein, ich werde nicht schreiben; — frage: agdlásángilatit wirst du nicht schreiben? antw.: âp ja, ich werde nicht schreiben, oder: nâgga nein, ich werde schreiben.
Druckfehler
p. 2 §. 2
wenn entweder das wort mit einem vocal schliesst, oder ein ĸ-laut darauf folgt
ein k-laut
p. 5 §. 5
was dann bei den weichen die §. 1, 5 erwähnte schwächung
eigentlich §. 1,4
p. 17 §. 19
(werdende oder bevorstehende handlung)
) fehlt
p. 35 §. 38
durch die westlichen etc.;
. unsichtbar
p. 52 §. 56
Die 3te pers. des Interrog. kommt übrigens nur selten
kömmt
p. 56 §. 60.4
4) passive redewörter
kein Abschnitt im Original
p. 63 §. 67
wie mag’s sein od. gewesen sein!
wie mag’s sein od. gewesen sein!